41. “Ich kapitalisiere mit”

Die Saarbrücker Zeitung sprach mit Nora Gomringer:

Gute Romane reflektieren gesellschaftliche Umstände auf sehr direkte Weise. Vielleicht sind sie daher beliebter als Lyrik. Was kann ein Gedicht bewirken, was andere literarische Formen nicht können?

Gomringer: Sich kurz fassen. Ehrlich, ich lese nicht gerne Romane. Wie die Malerei von der Fotografie “überholt” wurde, muss sich die prosaische Literatur ständig vom Film überholen lassen. Noch warte ich auf “neue” Romane, wie längst “neue” Bilder gefunden wurden. Ich wundere mich, dass gute, formal interessante, innovative Romane so selten sind.

Gibt es Sie denn?

Gomringer: Haruki Murakami und Roberto Bolaño können das. Stark ist, dass sie eigentlich an uralte Romantraditionen oder besser Langgedichtversionen anschließen. Ein Gedicht ist eine Erfindung, die aus Erfindungen besteht. Der Roman ist eine Selbstfindung. Das interessiert mich nicht so sehr.

(…)

Ich bin – wie Sie – 1980 geboren. Nach meinem Eindruck gehören wir einer sehr verunsicherten Generation an, die mit der Kapitalisierung aller Facetten des Lebens zu kämpfen hat. Wie gehen Sie als Dichterin damit um?

Gomringer: Ich kapitalisiere mit. Irgendwie. Ich finde es fast schelmisch reizvoll zu sehen, wie weit ich aus der Lyrik und von ihr leben kann. Aber es stimmt natürlich. Verunsichert sind wir und auch irgendwie zu vorsichtig dadurch. Es hat mir geholfen, in den USA gelebt zu haben, wo einem das ein bisschen beigebracht wird: etwas darstellen und spielen.



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