41. Gierstabilität

SWR2 Forum Buch
Redaktion/Moderation: Uwe Kossack

hier zum Nachhören

darin:

Keiner weiß, woher Gedichte kommen
Katharina Schultens: gierstabil.
Gedichte.
Luxbooks
19,80 Euro
(Besprechung von Ulrich Rüdenauer – in der Sendung liest Katharina Schultens 3 Gedichte)

Die 1980 geborene Lyrikerin legt mit „gierstabil“ bereits ihren zweiten Gedichtband vor – nach „Aufbrüche“ (2004) ein radikaler Neuanfang. Schon der Titel deutet auf eines der fundamentalen Motive hin: „Gierstabilität“ bezeichnet den Umstand, daß sich ein Fahrzeug ohne weitere Einflußnahme geradeaus bewegt – zumindest tendenziell. Die Gedichte Katharina Schultens’ bewegen sich mit vehementer Sicherheit, unter Zuhilfenahme von allerlei Fachsprachen, durch die Gegenwart. Was aber nicht bedeutet, daß sie in sich nicht mehrere Achsen aufweisen, um sich kreisen, durcheinanderwirbeln würden. Das Besondere ist die Perspektive, durch die Kurs gehalten wird: Sie ist nämlich nicht stabil, es gibt etliche Wahrnehmungswechsel und -störungen, Dreh- und Kippmomente. Das Ich, von dem aus gesprochen wird, ist eben kein Absolutes – wie könnte es das auch sein. Das geht selbstverständlich bis hinein in die Reflexion der Uneindeutigkeit von Sprache selbst. Der Satz „die möglichkeit einer verwechslung bestünde jederzeit“ etwa inszeniert ein Spiel im Konjunktiv: Sie, die Konjunktive, greifen parallel auf vieles zu.



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