Nach gut 4077 Tagen ohne Unterbruch – bitte behaftet mich nicht auf diese Zahl, ich bin nicht sehr gut im Rechnen – sind wir tagsüber windelfrei. Wie viele gewechselte Windeln das sind, mag ich nicht ausrechnen, zumal nachrechnen ohnehin unmöglich wäre, da ich mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern kann, an wie vielen Tagen wir zwei, ja, sogar drei, Wickelkinder hatten. Auch den Abfallberg stelle ich mir lieber nicht vor, aber ich gehe davon aus, dass er gigantisch wäre, würde man all die vollen Windeln auf einem Haufen sehen. Vom Gestank gar nicht zu reden. Ach ja, dann wären da noch ziemlich viele Franken, die für Windeln draufgegangen sind, aber auch daran will ich lieber nicht denken.
Ich weiss von Eltern, die ein Fest gefeiert haben, als ihr letztes Kind aus den Windeln war, ich kenne zahlreiche Mütter und Väter, die mit Schaudern an die Windelzeit zurückdenken, aber bei mir ist inzwischen noch keine Freude aufgekommen über diesen Meilenstein des Familienlebens. Gut, ein Familienleben ohne Windeln habe ich noch gar nie erlebt, darum kann ich mir auch gar nicht vorstellen, dass es eines Tages ganz – Tag und Nacht – ohne gehen wird. Dazu kommt aber noch, dass ich die Sache mit den Windeln nie als besonders grosse Last empfunden habe. Klar, ich habe unzählige Male geseufzt, wenn mitten in der Nacht ein Wechsel nötig war und auch Wehklagen über die teuren Windeln sind schon über meine Lippen gekommen. Aber im Grossen und Ganzen habe ich ganz gut damit leben können, dass zum Leben mit kleinen Kindern eben auch Windeln gehören.
Und jetzt soll das, was mehr als elf Jahre lang Alltag war, auf einen Schlag vorbei sein? Unvorstellbar. Und so absurd es scheinen mag, auch ein wenig schmerzhaft. Ich bin noch nicht soweit, kein Wickelkind mehr zu haben, nicht, weil ich so gerne Windeln wechsle, sondern weil ich die Zeit trotz all ihrer Mühsal genossen habe. Ja, es waren die härtesten Jahre meines bisherigen Lebens, aber zugleich auch die Schönsten. Und obschon ich weiss, dass das Leben mit grossen Kindern auch schön ist, so hätte ich doch nichts dagegen, wenn mir jemand ein kleines, süßes Baby vor die Haustüre legte. Auch wenn das bedeuten würde, dass der Windelberg noch etwas weiter wächst.