40 Geschäftsideen zum Nachmachen (oder wie du mit Systematik deinen Ideenmuskel trainierst)

Von Sebastian Kuehn

Die erfolgreichsten Unternehmer haben weder außergewöhnliche Kreativität, noch hat die erste Geschäftsidee sofort eingeschlagen. Sie haben systematisch Geschäftsmodelle erarbeitet, die aus bereits vorhandenen oder ähnlichen Komponenten bestehen. Das Ziel dabei war es nie der Erste, sondern der Beste zu sein.

Unternehmer sind kreative Genies. Diese Annahme hatte ich zumindest lange in meinem Kopf. Ich habe mich lange Zeit nicht selbständig gemacht, weil ich einfach nicht die bahnbrechende Idee hatte.

Heute weiß ich, dass es für das Unternehmertum weniger Innovationskraft braucht, als die meisten Menschen annehmen. Viel wichtiger ist es, sich in ein ungelöstes Problem hineindenken zu können und dafür ganz pragmatische Lösungen zu entwickeln.

Je mehr du dich mit Geschäftsmodellen und erfolgreichen Gründungen beschäftigst, desto einfacher wird es dir fallen, einzelne Elemente zu kombinieren, um neue Ideen zu erhalten. Diese Fähigkeit ist nicht angeboren, sondern wird trainiert wie ein „Ideenmuskel".

Sobald du die Muster einmal durchschaut hast, siehst du in deinem Alltag plötzlich so viele Probleme und beginnst damit, in Lösungen zu denken. Glaube mir, manchmal wirst du dir dann wünschen, den Ideengenerator in deinem Kopf wieder abstellen zu können.

Halte die Augen und Ohren offen

Halte in deinem Alltag die Augen und Ohren offen und du bekommst viele Anhaltspunkte für großartige Geschäftsideen. Frage dich selbst: Wann hat dich das letzte Mal etwas so richtig gestört? Wann hast du dich über einen Service beschwert? Wann geflucht, weil du nach etwas gesucht hast, es aber nicht finden konntest?

Jeden Tag siehst du so viele Dinge, die besser gemacht werden können oder an denen es mangelt. Tagtäglich unterhältst du dich mit Kollegen, Freunden oder deiner Familie über die verschiedensten Dinge. Oftmals werden dabei Erlebnisse geschildert, die auf einen Mangel oder ein Problem hinweisen.

Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass dein Zielkunde zwar das Problem hat, die Lösung aber nicht von ihm kommt. Du solltest deine Zielgruppe deshalb nicht direkt nach Meinungen fragen, sondern sie beobachten und objektive Fakten sammeln. Durch ihre Handlungen verstehst du, wo genau das Problem liegt.

Viel nützlicher als Lob und gut gemeintes Feedback sind Beschwerden in Foren oder Facebook Gruppen, denn sie zeigen, worüber sich emotional aufgeladene Kunden am meisten ärgern. Genau an dieser Stelle erwarten Kunden Mitgefühl und sind bereit für funktionierende Problemlösungen zu bezahlen.

Höre zu, frage nach und mache dir (mentale) Notizen. Oft sind es die alltäglichen, sehr spezifischen Probleme, für die es an Lösungen mangelt.

Um die gewonnen Eindrücke verarbeiten zu können, brauche zumindest ich dann kreative Räume ohne Ablenkungen. Dieser "Raum" kann ein langer Spaziergang sein, ein Wochenende auf dem Bauernhof oder das Schreiben eines Journals.

3 Ansätze zur systematischen Ideenfindung

Suche nicht zwanghaft nach dem „next big thing", sondern beginne ganz strukturiert. Basierend auf deiner Persönlichkeit, deinem vorhandenem Wissen und deinen Leidenschaften wählst du eine Nische mit einer speziellen Zielgruppe aus und versuchst, dessen größtes Problem bzw. Bedürfnis (Engpass) zu finden. Dann überlegst du, wie du dieses mit deinen bereits vorhandenen Fähigkeiten lösen könntest oder wer dir dabei helfen kann.

Solltest du nicht wissen, welchen Markt oder welche Kunden du bedienen möchtest, dann suche ganz aktiv nach Problemen, die dann wiederum zu deiner Nische und Zielgruppe führen. Keiner dieser Ausgangspunkte ist richtig oder falsch, sie sollen dir lediglich eine strukturierte Hilfe bei der Ideenfindung geben:

  1. Marktorientierter Ansatz: du kennst deine Nische und suchst in diesem Marktsegment nach einem vorhandenen Problem.
  2. Kundenorientierter Ansatz: du kennst deinen Wunschkunden und findest seinen größten Engpass.
  3. Lösungsorientierter Ansatz: du hast ein Problem/Bedürfnis entdeckt und definierst dafür die Nische (und Kunden), für die deine Lösung relevant ist.

Kreatives Zerstören und Zusammensetzen

Du musst nicht auf den großen Geistesblitz warten und auch nicht besonders kreativ sein. Das kann ich dir aus eigener Erfahrung bestätigen, denn auch ich musste das kreative Denken erst wieder erlernen.

Geschäftsideen müssen nichts Neues sein. Das beweisen Uber (Taxis + Mietwagen), Instagram (Fotos + soziales Netzwerk) oder Waschbars (Waschsalon + Eckkneipe). Selten sind ganz neue Ideen erfolgreich, vielmehr ist es die Kombination von Vorhandenem.

Ein praktischer Ansatz zur systematischen Ideenfindung nennt sich S.C.A.M.P.E.R. Die bereits 1953 von Alex Osborne beschriebene Technik soll dabei helfen, starre Denkweisen aufzubrechen. Der Ansatz beschreibt 7 Muster, mit denen bestehende Geschäftsmodelle verändert oder erweitert werden können:

Substitute (Auswechseln) - Combine (Kombinieren) - Adapt (Adaptieren) - Modify (Modifizieren) - Put to another use (Nutzung verändern) - Eliminate (Eliminieren) - R everse or Rearrange (Umkehren oder Reihenfolge ändern)

Angelehnt an diese Muster möchte ich dir ein paar praktische Beispiele zeigen, die dir bei der systematischen Entwicklung von Geschäftsideen helfen sollen. Einige der Ideen haben ganz sicher Potenzial für die Umsetzung, andere gibt es bereits am Markt. Kopiere diese Beispiele nicht einfach nur, sondern nutze die Muster, um deine eigenen Ideen zu generieren.

Bestehende Angebote verbessern: bestimmte Eigenschaften wie Material, Farbe, Haltbarkeit oder Geruch aufwerten, einen einzelnen Bestandteil verbessern oder hinzufügen.

Kauferlebnis bestehender Angebote verbessern: eine benutzerfreundliche Webseite, ein herausragender Kundenservice oder ein veränderter Kaufprozess kann bei genau gleicher Produktqualität schon den Ausschlag geben.

Bestehende Angebote auf neue Zielgruppen oder Märkte übertragen: gut funktionierende Angebote für einen neuen Kundenkreis oder einen neuen regionalen Markt kopieren.

Komponenten substituieren: Materialien, Menschen, Prozesse oder andere Komponenten aus einem bestehenden Angebot durch etwas Neues ersetzen.

Komponenten kombinieren: Elemente aus funktionierenden Produkten zu neuen Angeboten zusammenfügen (Produkt A + Produkt B, Produkt A + Nutzung B, Ziel A + Material B).

Geschäftsmodelle kombinieren: Lösung aus einem Kontext auf ein anderes Geschäftsmodell übertragen (neue Zielgruppe, neuer Zweck, neue Umgebung) oder die Nutzung verändern.

Komponenten eliminieren: etwas weglassen, um ein Produkt zu vereinfachen oder günstiger zu machen (Zwischenhändler ausschalten, Serviceangebot minimieren, Einzelteile weglassen, Abmessungen verkleinern).

Offline-Angebot online verfügbar machen: klassische Produkte oder Services, die es bisher nur offline gibt, im Internet anbieten.

Konnten dir diese Beispiele dabei helfen, deine Vorstellungskraft anzuregen? Wenn du in den nächsten Tagen über Angebote im Internet stolperst, dann denke einfach mal darüber nach, nach welchen Mustern diese Produkte oder Services erstellt wurden. Oft ist es die Kombination aus bereits vorhandenen Geschäftsmodellen.

Sobald du ein paar Ideen im Kopf hast, dann geht es darum, diese auf ihre Erfolgsaussichten hin zu überprüfen. Das geschieht mit einem Markttest unter realistischen Bedingungen. Wenn du bereits eine grobe Geschäftsidee hast und diese validieren möchtest, dann sei gerne bei unserer regelmäßig stattfindenden, kostenlosen Macher Challenge dabei.

Damit wünsche ich dir viel Erfolg bei der systematischen Ideenfindung!