Er hatte einen Plan für Europa: Robert Schuman (1886-1963). Am 9. Mai 1950 tritt der französische Außenminister im Uhrensaal seines Ministerium vor die Weltpresse. Die Zeit scheint reif für eine echte Sensation - und genau die verkündet Schuman: "Fast genau fünf Jahre nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands unternimmt Frankreich die erste Aktion zur Errichtung eines geeinten Europas und wählt Deutschland als Partner." Die Idee stammt eigentlich von Jean Monnet, aber Schuman nimmt das politische Risiko an. Zumindest die Deutschen hat er schon auf seiner Seite, denn deren Kanzler Konrad Adenauer weiß zumindest inoffiziell schon, was Schuman jetzt sagt: Leise spricht er, stockend gar. Auch die dreihundert Journalisten halten die Luft an, als Schumann seinen Plan für Europa, den Schuman-Plan konkretisiert: "Wir schlagen vor, die gesamte deutsch-französische Kohle- und Stahlproduktion einer Hohen Behörde zu unterstellen, in einer Organisation, die den anderen Ländern Europas zum Beitritt offensteht."
Für Europa: Adenauer und SchumanKohle und Stahl sind die kriegswichtigsten Rohstoffe - ausgerechnet da die Erbfeinde Frankreich und Deutschland zusammenarbeiten? Aber Schuman hat genau das im Sinn, "dass jeder Krieg zwischen Frankreich und Deutschland nicht nur undenkbar, sondern materiell unmöglich ist". Schuman selbst hat zwei Waffengänge am Rhein miterlebt: Als gebürtiger Luxemburger hatte er im Ersten Weltkrieg die deutsche Uniform getragen, im Zweiten Weltkrieg war er im Widerstand gegen die deutsche Besatzung Frankreichs aktiv gewesen. Dabei wird er von den nationalsozialistischen Häschern der Geheimen Staatspolizei verhaftet und festgesetzt. Schuman kann fliehen und verbirgt sich im Kloster. Das hat er mit Konrad Adenauer ebenso gemeinsam wie eine tiefe Verwurzelung im katholisch-bürgerlichen Milieu. Sein Glaube ist es auch, der ihm die Kraft gibt, für ein friedliches Miteinander einzutreten: "Europa bedeutet die Verwirklichung einer allgemeinen Demokratie im christlichen Sinne", schreibt Schuman in seiner Erinnerungsschrift, deren Titel sein Leben und sein Lebenswerk in nur zwei Worten zusammenfasst: "Für Europa!" Obwohl Schuman schon 1963 stirbt, hat er viel für Europa getan: Die "Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl" die mit dem Schuman-Plan aus der Taufe gehoben wird, ist jedenfalls der Beginn der Erfolgsstory Europa. Heute vor 50 Jahren ist Robert Schuman gestorben - am 4. September 1963.