Was ist das, was sie Heimat nennen? Ein Land, ein Zimmer? Ein Buch? Was ist das, was sie Fremdenhass nennen? Ein Fremder im Land, im Zimmer? Ein fremdes Buch neben dem eigenen vertrauten Buch?
Da kommt ein Film in die Kinos, der die Gedanken über Heimat einmal auf den Kopf stellt. Der die Thesen der politischen Elite vom unwilligen Migranten auf die Köpfe stellt. Da sind Türken, die in Deutschland geboren wurden und die plötzlich abgeschoben werden oder die nach einem Besuch in der Türkei nicht mehr ausreißen durften. Da sitzen sie plötzlich. Verloren. Heimatlos. Deutschtürken. Türkendeutsche. Sie fahnden nach der Sprache, die sie die letzten Jahre gesprochen haben. Finden sie mitten in Istanbul in einem Callcenter. Dort sind sie Helga oder Werner. Sie rufen in deutschen Haushalten an. Sie sind glücklich darüber. Die Räume sind ihnen zum verlorenen Deutschland geworden. Ein Stück Deutschland mitten in Istanbul. Deutschland ist ein Callcenter.
Was ist das, was wir Heimat nennen? Ist es der Ort, an dem wir geboren wurden? Ist es der Landstrich, in dem wir aufwuchsen? Was ist das, wenn wir von Heimatverlust sprechen? Die Antworten sind zahlreich wie die Menschen. Manche Antworten ähneln sich. Adorno nannte eine Bücherwand seine Heimat. Ich nenne die Seraphe meine Heimat.