4. Mittweidaer Bluesnacht

Es war die nun mehr vierte Bluesnacht von Mittweida, einem kleinen beschaulichen Städtchen unweit von Chemnitz/Sachsen und alle, alle kamen in die tolle Bürkelhalle der Fichteschule an dem schönen Herbstabend des 28. September. Text und Fotos: Karsten Spehr.
Ok, sicher leicht übertrieben, aber etwas über 300 Besucher, da träumen wir andernorts trotz großer Bemühungen leider nur davon. Abgesehen von einem sehr vielversprechenden Line Up mit den „Dreien“ - Peter „Dodge“ Schmidt, Blues Rudy alias Uwe Haase und Bernd Kleinow sowie der Hamburg Blues Band feat. Maggie Bell und Miller Anderson ist der Erfolg dieser Veranstaltung auch wesentlich dem großen Engagement der beider Macher Ulrich Geier und Michael Fessler sowie deren Helfern zuzuschreiben. Lange Rede kurzer Sinn, das Ambiente inklusive der hervorragenden Caterings stimmte, die Leute waren zahlreich erschienen nun konnte die Bluesnacht beginnen. Die drei Musiker,die sich schon in DDR-Zeiten eines guten Namens rühmen durften, Schmidt/Kleinow/Blues Rudy legten sich auch sofort mit gewohnter Spielfreude ins Zeug. Spätestens mit ihrem zweiten Stück, der Sonny Boy Williams(II)-Nummer „Help Me“, hatten sie die Mittweidaer voll im Griff. Es folgten ein mitreißender Mix aus balladesken Songs wie „Take Me Back“ oder der Allman Brother Song „Soul Shine“ im Wechsel mit treibenden Nummern wie „On The Road Again“, auch ein „Route 66“, „Crawfish“, „Midnight Special“ waren da ebenso zu hören wie der groovende Slowblues a‘la T Bone Walker „Mean Old Woman“ und immer wieder mal für Stimmung sorgende Fetzer wie „Rollin‘ & Tumblin“. Drei Virtuosen auf ihren Instrumenten,bei denen man spürte wie ihnen das Musizieren Spaß macht,wunderbare und nicht zu übertriebene Soli an den Saiten von Peter und Rudy und einem Bernd Kleinow, der sich die Seele aus dem Leib blies. Zum Schluß gab es nochmal, sicher nicht zuletzt Rudy‘s Vorliebe für Canned Heat“ geschuldet, ein schönes „Drifting“ zu hören, ehe die überzeugenden „Drei“ nach zwei Zugaben die Bühne für die Jungs aus St. Pauli und ihre Gäste frei machten. Nach einer kleinen Pause standen der langjährige Bandleader Gert Lange, Bassist Michael ‚Bexy‘ Becker und Schlagzeuger Hans ‚Hansi‘ Wallbaum auf der Bühne, diesmal verstärkt durch keinen Geringeren als den britischen Ex- Gitarristen und Sänger von Keef Hartley, Mountain, der Jon Lord-Band, Savoy Brown, T Rex, Chicken Shack und, und, und auf der Mittweidaer Bühne und legten auch gleich richtig mit „Rollin“, „Stony Times“ oder „Little Man Dancing“ einiges vor. Gitarrenvirtuose Anderson, der zwischendurch auch gleich mal zur Harp griff und sich dabei beachtlich schlug, zog dann eine großartige Version des Keef Hartley-Klassikers „Just To Cry“ aus dem Hut. Wer etwas im Stoff stand, dem mußte wohl klar sein, das Anderson diesen Song schon vor 44 Jahren auf dem „Love & Peace“ Festival in Woodstock zum besten gab. Für einen Teil des Publikums schien der eigentlich wie gewohnt immer etwas rockigere erste Teil der legendären HBB etwas überraschend und gewöhnungsbedürftig zu sein. Spätestens beim Erklingen des Fleetwood Mac-Klassikers „Rattlesnake Shake“, welcher den Gaststar geprägten zweiten Teil des Konzertes einläutete wurde es wieder etwas bluesiger und das verbliebene Publikum ging mit und feierte die, immer noch beachtlich, stimmgewaltige ehemals „Stone The Crow“- Frontfrau Maggie Bell, die ihren Part mit „High Tide & High Water“ begann um dann mit einer fullminanten Version von „Wishing Well“ gleich noch einen drauf zu setzen! Mit dem feinen Tom Waits-Song „Down In The Hole“ gefolgt von Stücken wie dem „Penicillin Blues“ ließ die enegiegeladene Maggie trotz knapper sieben Lebensjahrzehnte, nichts anbrennen. Ihr Auftritt mit den Jungs aus St. Pauli, die als eine der besten deutschen Blues Rock Formationen gelten und einem brillianten Miller Anderson, gipfelte in einer feinen Version von „Respect Yourself“ die sich dann in Form eines abschließenden Medley‘s bis zu „Papa Was A Rolling Stone“ von Temtation ausweitete. Trotzdem muß man sagen, etwas mehr Herzblut, wie bei den „Dreien“, täte den St.Pauli-Jungs trotz aller Professionaltät gut! Alles in allem ein gelungener Abend, da schien auch die Tatsache, das die Hamburger Blues Rocker keine Zugabe gaben und auch eine angedachte Session leider nicht zustande kam, für die Masse des Publikums nicht übermäßig ins Gewicht zu fallen. Wir dürfen also auf kommende Mittweidaer Bluesnächte gespannt sein.


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