4. MeeresGarten

Herb und hart im Gebrauch der Sprache, die Erwartungen ihrer Titel vielfach durchkreuzend, räumten die Gedichte von Sea Garden, dem lyrischen Debut Hilda Doolittles, bei ihrem ersten Erscheinen im Jahr 1916, inmitten des Ersten Weltkriegs, gründlich auf mit der Opulenz viktorianischer Dichtung. Erstmals unter dem Titel MeeresGarten von Annette Kühn ins Deutsche übersetzt, haben die Gedichte bis heute nichts von ihrer Kraft eingebüßt. Ihre Verse scheinen regelrecht ins Papier eingekerbt. Unter anderem orientieren sich die Gedichte an japanischer Haiku-Dichtung und japanischer Holzdrucktechnik, die Hilda Doolittle aufmerksam studierte, an der antiken griechischen Dichtung mit ihren mythischen Gestalten, aus der die Autorin zuvor übersetzt hatte und am französischen Symbolismus. Der Bandtitel deutet auf eine am oder im Wasser angesiedelte oder durch das Wasser betrachtete Welt. Wesen und Dinge sehen hier anders aus, Farbe und Licht sind verändert. …

Im gemeinsamen Dichterzirkel rief Pound den Imagismus aus, eine literarische Bewegung, die in der deutschen Literaturgeschichte keine Entsprechung hat. Bis heute gilt H. D. als dessen reinste Vertreterin, immer wieder wurde gemutmaßt, Pound habe den Begriff überhaupt nur als Werbestrategie für ihre Gedichte geprägt. Dem Imagismus lagen drei Forderungen zugrunde: Neben einer „direkten Behandlung des Dings, ob subjektiv oder objektiv“, dem „strikten Verzicht auf jedes Wort, das nicht zur Darstellung beiträgt“, sollte die Sprache des Gedichts nicht am Metronom, sondern an der Musikalität des Rhythmus ausgerichtet sein. Die extreme Kargheit und Kühle von Sea Garden wird vor dem Hintergrund dieses Programms besser nachvollziehbar. / Beate Tröger, der Freitag

H. D.: MeeresGarten. Hilda Doolittle. Aus dem amerikanischen Englisch von Annette Kühn. Mit einem Nachwort von Dietmar Dath und Illustrationen von Martina Hoffmann, luxbooks 2012, 134 S., 19,80 €

2011 erschien:

roughbook 16, Hilda Doolittle
H.D.: Denken und Schauen : Fragmente der Sappho.
Herausgegeben und übersetzt von Günter Plessow
120 Seiten, Euro 9,- / sFr. 11.-,



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