Denn die Parolen und Losungen der “literarischen Rowdys”, wie sie jetzt beschimpft wurden, lauteten:
- Zerschlagung der Kunst!
- Wir hauen die Natur entzwei! Um etwas Neues daraus zu machen.
- Die Oberiuten sind eine neue Formation revolutionärer Kunst!
- Wir sind Oberiuten und keine schreibenden Saisonarbeiter!
- Wir sind nicht Lieferanten zeitkonformer Literatur!
- Und Gedichte müsse man so schreiben,…
- …dass das Glas zerspringt, wenn man sie gegen ein Fenster schmeißt.
Solche Provokationen entfachten den lautstarken Protest der tonangebenden Literaturfunktionäre. Publikationen wurden unterbunden, die Veranstaltungen angegriffen und diffamiert. Das Ende läutete ein Schmähartikel in der Zeitschrift “Smena” vom 9. April 1930 ein, in dem den Oberiuten Widerstand gegen die Diktatur des Proletariats unterstellt wird.
Das war das praktische Verbot. Oberiu war die letzte eigenständige “linke” avantgardistische Gruppierung in Leningrad vor der offiziellen Gleichschaltung.
Zu Lebzeiten sind deshalb nur zwei Gedichte von Charms in Almanachen erschienen, für sein 1927 fertiggestelltes Buchmanuskript “Die Leitung der Dinge” fand er keinen Verlag. Um 1930 muss ihm klar gewesen sein, dass er nur für sich und den Freundeskreis schrieb. / Rainer Schmitz, DLF
Daniil Charmes:
Werkausgabe in vier Bänden. Galiani Verlag, Berlin 2010 bis 2011. Herausgegeben von Vladimir Glozer und Alexander Nitzberg. Aus dem Russischen von Beate Rausch und Alexander Nitzberg. Je 24,95 EuroGudrun Lehmann:
Fallen und Verschwinden Daniil Charms. Leben und Werk. Wuppertal Arco Verlag 2010. 39,90 EuroMarina Durnowo:
Mein Leben mit Daniil Charms. Aus Gesprächen zusammengestellt von Vladimir Glozer. Galiani Verlag, Berlin 2010. 16,95 Euro