Sein Leben hat mehr als 100 Jahre berührt, durchlebt: glückliche, traumatische, mörderische, produktiv verarbeitete – nun ist er nicht mehr unter uns. Am 31. Mai 2011 ist der jüdische Schriftsteller, Psychoanalytiker, Exilant und Menschenfreund Hans Keilson im Alter von 101 Jahren in einem Krankenhaus im niederländischen Hilversum verstorben. Ich werde ihn vermissen. Er hat das Leben zahlreicher Leser bereichert, weltweit. Was jedoch mehr zählen mag ist Hans Keilsons jahrzehntelange psychotherapeutische Arbeit mit jüdischen Jugendlichen, Überlebenden der Schoah. Ihnen hat er Lebensmut geschenkt, über ihr schweres Schicksal hat er geschrieben. Immer wieder. …
1934 publiziert er in der jüdischen Zeitschrift „Der Morgen“ sein erstes Gedicht: „Neuer Psalm“, 1936 folgt die pädagogische Reflexion „Juden und Disziplin“. …
Hans Keilson wird nicht denunziert, überlebt. Seine Eltern hingegen werden in Birkenau ermordet. Er widmet ihnen die Gedichte „In den Tagen des November“ (1947), „Sterne“ (1967) und „Dawidy“ (1997).
Keilson schreibt, zu seiner eigenen Überraschung, „im zweiten Jahr meiner Emigration (…) in einer plötzlichen Aufwallung eine Anzahl deutscher Gedichte“ (Keilson 2005, S. 227). Er publiziert diese unter zwei Pseudonymen in niederländischen Zeitschriften. / Roland Kaufhold, hagalil.com