© Paramount Pictures Germany GmbH / Katy Perry gönnt sich eine Verschnaufpause vor ihrem nächsten großen Auftritt während die Bühne aufgebaut wird.
Ein nicht allzu altes Genre, wenn man es denn tatsächlich schon als solches betiteln möchte, ist der 3D-Konzertfilm. Die Zuschauer bekommen teils Bilder eines Popstar-Konzerts zu sehen, aber auch einen Einblick hinter die Kulissen, manchmal sogar gepaart mit einigen Bildern aus dem persönlichen Leben der im Mittelpunkt stehenden Figur. Diese Geschichte haben schon Justin Bieber, „Hannah Montana“ Miley Cyrus und auch die Jungs und Mädchen von „Glee“ über sich ergehen lassen. Nun ist auch Katy Perry an der Reihe, die von Kameras auf ihrer California Dreams-Tour begleitet wurde um dieses „Doku“-Event zu bewerkstelligen.
So sehr manches Bild den Eindruck erwecken möchte, hier einen ehrlichen, fast schon dokumentarischen Einblick in das Leben der Künstlerin zu gewähren, so vorsichtig sollte man mit dem Wort „Dokumentation“ umgehen. Der Blick richtet sich zwar hinter die Kulissen der Tour, erzählt am Rande auch die rührende Geschichte einer um ihren Ehemann Russell Brand trauernden Pop-Ikone, die trotz emotionaler Niedergeschlagenheit ihre Konzertauftritte tapfer weiter bestreitet, dennoch wirkt das Ganze immer wie ein Imagefilm für die durchgeknallte, starke, souveräne und fanfreundliche Perry, an derer Lollipop und Seifenblasen-Welt niemals etwas kratzen kann.
Katy Perry bei ihren Anfängen
Man mag es gar unterstellen, dass eine solcher Konzerteventfilm (natürlich in 3D, was außer aus dem Bild heraustretenden Schriftzügen nicht sonderlich viel bewirkt) lediglich dazu dient, Katy Perry einmal auf der großen Leinwand zu sehen, nachdem ihre Auftritte in Filmen wie „Männertrip“ oder „Die Muppets“ der Schere zum Opfer gefallen sind und sich allenfalls unter den Deleted Scenes im Bonusprogramm der jeweiligen DVDs wiederfinden lassen. Und auch mit der Sesamstraße hatte Perry bekanntlich einige Probleme. Nun hat sie aber „Katy Perry: Part of Me“, einen abendfüllenden Film, der sich nur diesem bunte Farben liebenden Menschen widmet, der so gerne im Mittelpunkt steht. Ziel erreicht.
Es wäre sicherlich interessant gewesen Oma Perry mehr als nur wenige Sekunden zuzuhören. Sie darf nur Gutes über ihre Enkeltochter sagen, nicht zu sehr aus dem Nähkästchen plaudern, wer weiß was für Geschichten dort ans Tageslicht gebracht werden würden. Die Eltern, streng gläubige Menschen, immerhin ist der Vater ein Pastor, halten stumme Blicke für die halbnackten Auftritte ihrer Tochter bereit, die zu allem Überfluss auch noch darüber singt, dass sie ein Mädchen geküsst habe und es mochte. „That’s so gay“ quittiert Mutter Perry, aber mehr Kritik wird nicht geäußert, man ist natürlich überaus stolz auf die Tochter, sie hat in ihrem Leben offenbar alles richtig gemacht. Immer am lächeln, immer voll aufgedreht, wird sie von ihrer Familie – Bruder und Schwester kommen auch noch zu Wort – aber auch von Freunden, Fans (natürlich) und anderen Musikern wie Rihanna oder Adele in den Himmel gelobt. Sie ist die Erfüllung aller Träume, sie hat das geschafft, wovon jeder Mensch träumt. Dazu Konzertbilder mit reichlich Pyrotechnik, Luftballons, Konfetti und besagten Blubberblasen.
Katy Perry in Action
Doch hier ziehen graue Wolken auf. Ihr damaliger Ehemann Russell Brand und sie geben ihre Trennung bekannt. Geschlagene fünf Minuten verschwendet man darauf, Katy Perry am Boden zu zeigen, kurz vor einem Auftritt kann sie ihre Tränen nicht mehr halten, liegt zusammen gekauert abseits ihrer Realität. Aber die Show muss weitergehen. Sie rafft sich wieder auf, steigt auf das kleine Plateau welches sie auf die Bühne fahren wird und zaubert wieder ein fanfreundliches Lächeln auf ihr Gesicht. Insofern kann sie doch recht gut schauspielern und man fragt sich, wer sich bei den zuvor genannten Filmen gegen ihr Auftauchen entschieden hat.
„Katy Perry: Part of Me“ ist ein Film für Fans, vielleicht für solche die noch niemals auf einem Konzert von ihr waren und sie einmal hautnah so erleben möchten, wie sie in der Öffentlichkeit auftritt. Ansonsten ist der Film fernab jeglicher Relevanz. Er ist gespickt mit Jugendinformationen, die auch auf Wikipedia abrufbar sind, aus Konzertbildern die höchstens durch eine bessere Qualität als bei YouTube bestechen und Thematiken, die bereits in der Boulevardpresse breit getreten wurde. Man möchte nicht an dem musikalischen Talent dieser Frau kratzen, welches sie zweifellos besitzt, aber wenn dieser Film der private, intime Blick in ihr Leben sein soll, den Zuschauern einen „Part of Me“ zeigt, dann ist Frau Perry ganz schön oberflächlich. Dann besteht ihr Leben wahrlich nur aus bunten Farben, ganz viel Spaß und einigen Seifenblasen. Hier wird nicht gekratzt, hier wird nur geschmeidig gestreichelt.
Denis Sasse
“Katy Perry: Part of Me“