Er war ein populärer Dichter, vor allem dank seines Mundart-Zyklus „Wien wörtlich“, beherrschte aber auch die poetische Hochsprache eines Rilke oder Anton Wildgans. Seine Position im Nationalsozialismus – er pries Hitler – ist schon lange ein Stein des Anstoßes: Nun gibt es eine neue Debatte um Josef Weinheber (1892 bis 1945). Ein Denkmal im Schillerpark könnte entfernt, die Ehrenmitgliedschaft an der Kunstakademie aberkannt werden.
„Die Akademie der Verdrängenden Künste“ lautet der Titel eines Artikels in der jüdischen Zeitschrift „Nu“. Die Plattform für Geschichtspolitik, gebildet aus Studierenden und jungen Lehrenden, wirft der Akademie vor, sie habe, anders als andere Kulturinstitute (Museen, Nationalbibliothek), die Bewältigung der NS-Vergangenheit versäumt: Provenienzforschung, Rückgaben, Aberkennung von Ehrenmitgliedschaften aus dieser Zeit, etwa jene für Weinheber. „Die konkreten Vorwürfe: In der offiziellen Selbstdarstellung der Akademie wird die Nazi-Zeit unter den Tisch gekehrt. Im Besitz der Akademie befinden sich möglicherweise arisierte Objekte“, heißt es in dem „Nu“-Artikel. / Barbara Petsch, Die Presse