36C3: Deutsche Bahn rechnet ihre Ausfälle schön

Von Klaus Ahrens

Viele Bahnreisende mussten es schon selbst erfahren, was der Datenanalyst David Kriesel in seiner umfangreichen Auswertung jetzt statistisch nachgewiesen hat: Besonders im Fernverkehr hat die Deutsche Bahn ein riesiges Problem mit verspäteten und ausgefallenen Zügen.

Zugausfälle als „Finaler Rettungsschuss“

Und um die versprochenen Pünktlichkeitswerte irgendwie auch nur annähernd einzuhalten, nehme die Bahn deshalb sogar häufig Zugausfälle in Kauf, erläuterte Kriesel in seinem Vortrag auf dem 36. Chaos Communication Congress (36C3) am Samstag in Leipzig. Denn Ausfälle kommen nämlich nicht in die Statistik – und schönen sie mit Zugausfällen, während Verspätungen sie verschlechtern. Dies nur noch verrückt zu nennende Verhalten der Bahn geht ebenfalls zulasten der Reisenden.

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Hat ein Zug erstmal genug Verspätung angesammelt, die er bis zum Fahrtende nicht mehr aufholen kann, wird er wenige Stationen vor dem Ende der Fahrt gestoppt und als „Ausfall“ und nicht als „Verspätung“ in der Lügenstatistik des Konzerns erwähnt.

Das Argument der Bahn dafür, sie könne ausgefallene Züge nicht in die Pünktlichkeitsstatistik aufnehmen, nennt der Analyst den „finalen Rettungsstuss“ der Bahn. Und der verantwortliche Verkehrsminister Scheuer-Andi lehnt sich zufrieden zurück und blättert wieder in den Gerichtsakten zur Ausländer-Maut der CSU…

Datenbasis der Analyse

Für Kriesels Analyse sammelte dieser nach eigenen Angaben über die Fahrplan-API der Bahn seit 8. Januar 2019 die Pünktlichkeitsdaten zu jedem Halt eines Fernzugs an einem der rund 350 Fernbahnhöfe. Das ergab eine Datenmenge von fast 25 Millionen Zughalten, deren Auswertung er auf dem Chaos Communication Congress präsentierte.

Foto: Dr. Martin Merz, Smartphone Huawei P8, CC BY-SA 4.0