Die Linzer von der Single Cask Collection waren schon einmal Stargast bei einem Tasting und konnten damals schon beweisen, dass sie ein Händchen für gute Fässer haben. Da sie außerdem reichlich kurzweilig durch den Abend geführt haben, war die Erwartungshaltung durchaus nicht ganz niedrig.
Der Einstieg war mit einer Destillerie, deren Namen mir bislang gar nichts gesagt hat. Craigellachie, 10 y.o., distilled 2003, Rum Cask Finish, 54,5%. Die Sache mit dem Rumfass klang schon mal spannend. In der Farbe war es nicht zu erkennen, die sah einfach nach dem Bourbon Hogshead aus, in dem er die meiste Zeit verbracht hat. Der Geruch war dann aber schon eher ein Hinweis. Rosine war herauszuriechen, mit leicht muffigen Noten aber insgesamt sehr schön. Mit etwas Wasser ging es in Richtung Wein. Im Geschmack kam der Rum allerdings nicht so deutlich raus, wie man hätte denken können. Insgesamt eher süß und für Fassstärke und Alter überraschend mild, mit Marzipan in einem mittellangen Abgang. An sich hat mir das gut gefallen, aber der Rum müsste einen Tick deutlicher rauskommen, um die Abfüllung wirklich herausragen zu lassen. So würde ich das eher in der Kategorie Everyday-Whisky ablegen, wenn auch klar unter den besseren.
In puncto Eigenständigkeit ließ Nummer zwei hingegen keine Wünsche offen. Glentauchers, 17 y.o., distilled 1996, Bourbon Hogshead, 55,2%. Auch dieser Name war mir bislang nicht geläufig. Die Farbe sehr hell, in der Nase erst massiv Gras und Heu, dann Ricola Kräuterbonbons. Etwas später waren die grasigen Noten komplett weg, dafür dann deutlich Vanille und mit etwas Wasser Ingwer. Die erste Assoziation im Mund war eine Zitronencremerolle, dann aber vor allem recht deutlich Alkohol und herbe Noten, die ich nicht richtig identifizieren konnte. Süße Töne kamen erst recht spät durch, wurden mit der Zeit aber deutlicher. Insgesamt fand ich die Mischung aus herb und süß ziemlich interessant, genau wie die recht deutliche Veränderung, die er über die Zeit durchgemacht hat. Aber trotzdem war das insgesamt nicht so ganz meins.
Sehr anders dagegen die dritte Abfüllung, Auchentoshan, 17 y.o., distilled 1996, Sherry Butt, 53,5%. Die Standardabfüllungen von Auchentoshan finde ich reichlich unspannend. Die hier schlägt da allerdings deutlich nach oben aus, was zeigt, dass es da durchaus richtig tolle Fässer gibt. Beim ersten Hinriechen hätte ich es beinahe für den Rum gehalten, den es heute auch noch geben sollte. Dann kamen aber die Schwefel- und Gumminoten des Sherryfasses recht deutlich raus, zusammen mit viel Holz. Geschmacklich war der Sherry sehr schön eingebaut und nicht zu dominant, mit einer schönen Mischung aus Würze und Süße, die immer wieder vom einen zum anderen pendelt. Nach einiger Zeit im Glas war auch noch eine Note drin, die an Sauerteig erinnert hat. Mit Wasser dann deutlich Crème brûlée und Karamell im Abgang. Fand ich ziemlich gut. Ein zweites Glas hab ich mir aufgehoben und nach dem Essen getrunken, da kam er dann allerdings nicht wirklich gut an. Die Antipasti haben ihn ziemlich dumpf und modrig wirken lassen. Aber an sich ein feiner Tropfen.
Bevor es ans Essen ging, war aber noch ein Tobermory, 17 y.o., distilled 1995, Bourbon Hogshead, 55,6% dran. Der Kontrast zum Vorgänger war massiv. Erst Ponal in der Nase, dann Zitrone, Grappa, Kraut und etwas Früchte. Der Geschmack war ein typischer Highlander aus dem Bourbonfass, sauber, ehrlich, straight und ziemlich kräftig. Leichte Fruchtnoten und etwas Vanille.Und mit einem langen Abgang, der sich bei den Standards nur selten findet. Ich hätte ihn vielleicht etwas früher am Abend gebracht, aber andererseits war er eigentlich gerade im Kontrast zum Auchentoshan richtig geil.
Nach der Essenspause mit den üblichen Antipasti (und dem zweiten Auchentoshan) ging es weiter mit den beiden Highlights des Abends. Der erste war ein Littlemill, 21 y.o., distilled 1992, Bourbon Hogshead, 55,6% und ganz genau meine Baustelle. In der Nase Kokos, Butterkeks, Zitrone und Apfel, viel Frucht. Die fand sich auch im Mund wieder, reife Frucht, heißer Apfelpunsch, Gewürze, das alles sehr kräftig. In einem mittellangen Abgang kam dann noch Haselnuss dazu. Insgesamt viel Alkohol, aber auch viel Aroma. Absolute Spitze!
Das zweite Highlight dann ein Strathmill, 23 y.o., distilled 1990, Sherry Butt, 51,3%. Die erste Nase fand Leim und Lösungsmittel, dann aber schnell Fruchtgummi und Hefe. Keine Spur von Schwefel, was mir schon mal richtig gut gefallen hat. Im Mund Fruchtkompott, Holz, etwas Leder – der Sherry wunderbar eingebaut und mit ganz eigenen Noten, die ich so nur selten im Glas hatte. Der lange Abgang hat dann herbe Noten und spät noch eine cremige Süße dazu gebracht. Richtig gut und vor allem eben dabei auch sehr eigenständig.
Ganz zum Schluss stand dann noch ein Rum auf dem Programm. Damit tue ich mich insgesamt oft schwer und so war es auch hier. Bodega Pedro Oliver, 12 Jahre, 53,8%. Qualitativ mag der super sein, aber ich hab dabei nur meinen Vater im Kopf, wie er in der Küche Stollen macht. Backaroma und zu viel und zu schwere Süße, das ist einfach nicht meine Welt. Vielleicht in der Karibik in einer Bar bei 40°, aber nicht im „Winter“ in München.
Allerdings konnte ich dann noch von Lorenz (Tasting Fellows) seine neue 21jährige Glenburgie-Abfüllung probieren und das war dann schon wieder eher meine Welt. Auch wenn ich im Gegensatz zu den meisten anderen seinen 20jährigen eine Spur besser fand, zuckt da schon wieder das Kaufareal im Hirn. In jedem Fall ein Kandidat für die Finest Spirits im Februar. Genau wie der Littlemill und der Strathmill …
Insgesamt eine ziemlich gute Verkostung, bei den Whiskys war kein Ausfall dabei. Das sind alles wirklich gelungene Abfüllungen. Vielen Dank an Munich Spirits und nach Linz, war einmal mehr ein gelungener Abend!