32. Nicht mehr so laut

Die indische Zeitung Deccan Chronicle sprach mit dem Malayalam-Dichter K. Satchidanandan, der Anfang Oktober in britischen Wettbüros als Anwärter auf den Literaturnobelpreis gehandelt wurde:

Sie gehörten zu denen, die die Moderne in der Malayalamlyrik ausriefen. Wie sehen Sie das heute?

Ihc habe immer noch das Gefühl, daß die 60er Jahre eine Zeit der Erneuerung waren, in der Lyrik wie in allen anderen Künsten. Es herrschte eine ungewöhnliche Brüderlichkeit zwischen den Künstlern, die alle auf der Suche nach etwas waren, dessen sie sich nicht sicher waren – einer Sprache der mondernen Erfahrung.

Selbst die progressiven Autoren hatten damals keine moderne Sprache. Sie waren progressive Romantiker, als andernorts Dichter wie Neruda eine völlig andere Sprache führten.

Woran liegt es Ihrer Meinung nach, daß die Moderne heute auf dem Rückzug ist?

Vielleicht der Einfluß des Marktes, karrieristisches Kalkül der Dichter.

Wie bewerten Sie die 70er Jahre als Zeit politischer Turbulenzen, als nach allgemeiner Ansicht die Malayalamlyrik eine Hochzeit hatte?

Lyrik und Revolution waren eins. Einige der modernen Autoren wurden politisiert. Wenn ich unfreundlich bin, kann ich sagen, die Brüderlichkeit war auf dem Rückzug.

Und heute?

Die absolute Zerrissenheit gibt es nicht mehr. Der Konkurrenzdruck unter den Dichtern verhindert jeden sinnvollen Diskurs. Die Dichter sehen mehr nach innen, sind subtiler geworden und nicht mehr so laut.



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