Der deutsche Lyriker und Heinz Kahlau ist tot. Er starb am 6. April im Alter von 81 Jahren, wie seine Witwe gestern in Gummlin bestätigte. Er sei an Herzschwäche gestorben. Einen Termin für die Beisetzung gebe es noch nicht. Kahlau soll auf dem Friedhof von Stolpe auf der Insel Usedom seine letzte Ruhe finden. Er gehörte zu den meistgelesenen deutschsprachige Dichtern der Gegenwart. Auf rund vier Millionen Exemplare beläuft sich die Gesamtauflage seiner Gedichtbände. …
Über seine Anfänge schrieb er: „Mein erstes Gedicht wurde von einem 19-Jährigen geschrieben, dessen Beziehungen zur Poesie bis dahin die denkbar schlechtesten waren”. Sein Stiefvater fand, Lesen mache dumm und warf alles Gedruckte ins Feuer. Erst als Kahlau 1949 ein halbes Jahr Patient in der Tbc-Heilstätte Rathenow war, hatte er seine „erste vergnügliche Begegnung mit Gedichten” und schrieb seine ersten Verse. Als dünnhäutig hat er sich selbst in „Weißer Mann” charakterisiert: „Litt, bis er neunzehn war, an Depressionen, Wahnvorstellungen und Lebensangst,/ Versteckte sich manchmal vor Menschen./ Schreibt seitdem Gedichte.”
Es folgten weit über tausend veröffentlichte Gedichte, auch Dramen, Hörspiele, Kinderbücher. Er schrieb mit am DEFA-Film „Auf der Sonnenseite”, verfasste Songtexte für Karat und Bayon. Zu den zahlreichen Auszeichnungen , die er erhielt, gehören der Heinrich-Heine-Preis, der Nationalpreis III. Klasse und der Vaterländische Verdienstorden in Bronze.
Als Kahlau 1957 wegen kritischer Verse in Zusammenhang mit dem Ungarn-Aufstand Haft angedroht wurde, unterschrieb er eine Verpflichtungserklärung als Inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit, von der er sich 1964 entbinden ließ. Das hat er 1990 freiwillig und von sich aus offengelegt. / Dietrich Pätzold und Janina Fleischer, Oschatzer Allgemeine Zeitung
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