Sechsundachtzig Jahre alt hat Anne Dorn werden müssen, um ihren ersten Gedichtband zu veröffentlichen — und damit das vielleicht dienstälteste Debut der deutschen Lyrik vorzulegen. Aus ihren Gedichten unter anderem im „Jahrbuch der Lyrik“ ist sie dem aufmerksamen Publikum natürlich längst bekannt, als eine große und souveräne Stimme. „Wetterleuchten“ hat sie den Band betitelt, knapp, präzise, unprätentiös. Aus welcher Anzahl Gedichte aus wievielen Jahren ist der Band ausgewählt und zusammengestellt worden? Wir erfahren es nicht. Minimale Verschiebungen in Form und Ton sind zwar zu bemerken und geben Anlaß zur Vermutung, könnten Jahrzehnte sein, dennoch ist der Band von ungewöhnlicher Geschlossenheit, die ihn zu einem Ereignis macht. / Jürgen Brôcan, fixpoetry
Anne Dorn: Wetterleuchten. Nachwort: Jayne-Ann Igel, gebundene Ausgabe 80 Seiten, Euro 16.80 poetenladen, Leipzig 2011. Herausgeber: von Jayne-Ann Igel, Jan Kuhlbrodt, Ralph Lindner