[31 Wochen - 31 Filme]

Erstellt am 23. September 2012 von Lenabosblog @LenaBorg

 

 
 

An American Crime

mit Ellen Page, Catherine Keener

Regie: Tommy O’Haver

DVD-Erscheinung: 16. Mai 2008

Genre: Thriller, Drama

Trailer

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Es gibt Filme, die man eigentlich gar nicht bewerten mag. Das hat die unterschiedlichsten Gründe. ‚An American Crime‘ gehört für mich genau in diese Kategorie. Denn kann man einem Film, der eine so grausame Geschichte erzählt, eine hohe Punktzahl geben? Macht das nicht eigentlich einen merkwürdigen Eindruck, wenn man von einem Film ‚begeistert‘ ist, der von Minute zu Minute immer mehr zu Schocken vermag? Aber erst einmal von vorne…
Worum geht es in ‚An American Crime‘? Sylvia und ihre kleine Schwester sind Töchter von Schaustellern im Jahre 1965. Da ihre Eltern auf eine Tour gehen möchten, geben sie Sylvia und Jenny in die Obhut von Getrude Baniszweski, die in der amerikanischen Kleinstadt einen guten Ruf hat. Denn sie selbst hat viele eigene Kinder und darüber hinaus schon häufig fremde Kinder in Pflege genommen. Doch im Grunde kann auch Gertrude nicht für ein sorgenfreies Leben der Kinder sorgen. Sie selbst ist krankheitsbedingt arbeitsunfähig, bekommt von den Vätern ihrer Kinder keinen Unterhalt und das Geld, was sie von Silvias Eltern pro Woche für den Aufenthalt der Kinder erhält, reicht nicht aus, um so viele Menschen zu ernähren. Es gibt noch viele weitere Gründe, die dazu führen, dass sich die dramatische Situation der ‚Familie‘ immer weiter zuspitzt. Das Ende vom Lied ist, dass Gertrude beginnt, die unschuldige Silvia für angebliche Fehlschritte und Missgeschicke zu ‚bestrafen‘. Strafe ist in diesem Fall jedoch ein völlig falscher Begriff, denn der Leser erkennt schnell, dass es sich bei den Bestrafungen um nichts anderes, als um Folter handelt.
Vielleicht ahnt ihr schon, was dieser Film für schreckliche Szenen beinhaltet. Obwohl die tatsächlichen Folterungen noch über meine kühnsten Alpträume hinaus gingen. ‚An American Crime‘ begeistert aufgrund der überragenden schauspielerischen Leistungen von Ellen Page und Catherine Keener. Doch gibt es in diesem Film auch so viele Momente, in denen man den Streifen am liebsten Abbrechen möchte. Ab einem gewissen Zeitpunkt saß ich schier fassungslos vor dem Fernseher, konnte aufgrund meiner nicht enden wollenden Tränen kaum noch erkennen, was sich auf dem Bildschirm abspielte.
Wer denkt sich eine so grausame Handlung aus? Kaum vorstellbar, dass es tatsächlich Menschen gibt, die zu solchen Taten fähig sind…doch die Realität zeigt einmal wieder, dass eine solche Geschichte nicht von der Kreativität eines Filmteams zeugt, sondern leider das wahre Leben schreibt. Jede einzelne Folterung, die Silvia im Film über sich ergehen lassen musste, hat die wahre Sylvia Likens im Jahre 1965 über sich ergehen lassen müssen. Der Film beruht auf wahren Begebenheiten.
Ich selbst werde mir den Film wohl in naher Zukunft nicht noch einmal ansehen, denn die tragische Geschichte von Sylvia hat mich lange Zeit beschäftigt, als ich ihn vor knapp drei Jahren das erste Mal gesehen habe. Doch ohne Zweifel ist der Fall der Sylvia Likens filmisch grandios umgesetzt worden.



 


 

The Tree of Life

mit Brad Pitt, Sean Penn

Regie: Terrence Malick

Kinostart: 16. Juni 2011

Genre: Fantasy, Drama

Trailer

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Im schönen, aber doch verregneten Sommer des Jahres 2011 sollte ein Film in den Kinos erscheinen, auf den ich mich bereits Monate vorher sehr gefreut hatte. Seine Story war für mich nicht wirklich verständlich, aber die Musik im Trailer und die wunderschönen Bilder haben mich von Anfang an fasziniert. Auch das Internet spekulierte, worum es sich bei ‚The Tree of Life‘, dem ersten Film von Regisseur Terrence Malick seit dem Jahre 2005, handelte. Eine Allegorie auf das Leben sollte der Film sein, mit Kinderdarstellern, CGI-animierten Dinosauriern und dem Urknall. Wie sollte das bloß zueinander passen?
Doch dann, als ich mit ein paar Freunden im Kino am Potsdamer Platz in Berlin war, wurde mir diese Frage endlich beantwortet: Malick beschreibt in seinem Film den kompletten Prozess des Lebens von der Geburt bis zum Leben nach dem Tod. Einerseits wird die Geburt eines Kindes zweier junger Eltern, gespielt von Brad Pitt und Jessica Chastain, dargestellt – wie sie den Kleinen in die Welt führen, wie er sie kennenlernt, aber auch wie die Eltern einen unterschiedlichen Erziehungsstil für den richtigen halten: Der Vater geht den ‚Weg der Natur‘ und vertritt die Meinung, dass man in der Welt kämpfen muss, dass sie sehr hart ist und man nichts geschenkt bekommt. Die Mutter steht für den ‚Weg der Gnade‘ und sie predigt ihren Kindern mitfühlend zu sein und Nächstenliebe zu zeigen.
Andererseits zeigt Malick in absolut atemberaubenden Bildern die Entstehung des Universums. Sterne entstehen, Planeten, Asteroiden und schließlich auch Leben. Auch die sagenhafte Dinosaurierszene spielt sich meiner Meinung nach nicht so peinlich ab, wie man sich vielleicht vorstellen könnte: ein Fleischfresser zeigt vor einem verendenden Plesiosaurus Gnade und lässt ihm am Leben – eine Metapher für die Weltsicht der Mutter. Auch die anderen Aufnahmen sind mit das Schönste, was ich je im Kino gesehen habe: Wunderschöne Bilder von der Natur, dem Himmel, den Kindern beim Spielen in einer texanischen Vorstadt und von den namensgebenden Bäumen. Dabei bietet der Film viel Diskussionsstoff, vor allem weil zumindest für mich nicht eindeutig zu klären war, ob der Film nun christlich-religiös oder eher philosophisch ist.
Doch so toll sich dieses Loblied bisher anhört: ‚The Tree of Life‘ ist einfach unglaublich vollgestopft mit nicht eindeutiger Handlung, einer riesigen Bilderflut und einer langen Spieldauer von fast 140 Minuten. So sehr ich die Handlung und den Film an sich liebe, ich konnte mich bisher nicht überwinden ihn mir noch einmal auf DVD anzuschauen, die nun seit 10 Monaten bei mir Filmregal steht. Auch einer der Freundinnen, die ihn mit mir im Kino gesehen hat und sich die DVD vor geraumer Zeit ausgeliehen hat, geht es genauso. Der Film ist einfach nichts für zwischendurch und verlangt von dem Zuschauer viel Konzentration. Dennoch ist ‚The Tree of Life‘ einer meiner Lieblingsfilme, auch wenn ich mir ihn wahrscheinlich nie wieder ansehen werde. Das klingt absurd, ist aber so