300: Rise of an Empire

Erstellt am 6. März 2014 von Pressplay Magazin @pressplayAT

Veröffentlicht am 6. März 2014 | von Karin Gasch

Summary: wuchtig-brutales Actionspektakel, massig durchtrainierte Körper, storymäßig sehr schwach, langwierig und langweilig

Der Kampf der Griechen gegen die zu ihrer Versklavung anrückende Übermacht der Perser geht weiter – blutig und brutal wie gehabt, aber diesmal nicht nur zu Land sondern auch auf Wasser.

Die Perser haben zwar den Spartaner-König Leonidas und seine 300 wackeren Mannen bezwungen, der Krieg um Griechenland ist aber lange nicht zu Ende. Inspiriert vom großen Opfer ihrer tapferen Landsleute sind immer mehr Griechen dazu bereit, gegen den Perserkönig Xerxes (Rodrigo Santoro) in die Schlacht zu ziehen, darunter auch die Athener rund um Themistokles (Sullivan Stapleton), den mit Xerxes eine prägende Vorgeschichte verbindet. Die Athener wollen die Perser auf dem Meer schlagen und kämpfen gegen die zahlenmäßig weit überlegene Flotte unter der Führung von Xerxes’ irrer Ziehschwester Artemisia (Eva Green), während Sparta noch um seine Toten trauert und Königin Gorgo (Lena Headey) sich weigert, weitere ihrer Männer in den Kampf zu schicken. Für die Freiheit Griechenlands müssen allerdings alle Kräfte vereint werden.

Wenn Frank Miller verfilmt wird, weiß man schon ungefähr, was einen erwartet: Action der düster-brutalen Sorte. Ebenso mit Millers Comicadaptionen einhergehend ist die charakteristische Ästhetik, die Filmen wie Sin City und 300 einen eigenen, sich zwischen kalter Monochromie und kontrastgebenden Farbexplosionen bewegenden, Look verleiht. An diese ästhetischen Vorgaben richtet sich auch 300: Rise of an Empire genauestens und das auf so akribische Art und Weise, dass alles andere untergeordnet bleibt. Das bewirkt, dass der Film zuallererst optisch beeindruckt. Viel Zeit wird nicht vergeudet und man befindet sich sofort wieder in medias res – im wilden Schlachtgetümmel, zwischen halbnackten Muskelprotzen, Blut und in Slow Motion herumfliegenden Körperteilen. Hat man sich allerdings an den Schwertkämpfen, den gestählten Männerkörpern und dem Blutvergießen sattgesehen und riskiert einen zweiten Blick auf das, was hinter der Action und fetzigen Optik steckt oder stecken sollte, wird man enttäuscht sein. Da ist nämlich nichts.

Neue Charaktere werden vorgestellt und schon bekannte weiter ergründet, das alles aber auf so oberflächliche und belanglose Art und Weise, dass in keinem Moment Interesse oder Sympathie für eine der Rollen aufkeimen kann. So bleiben sowohl die Protagonisten als auch die Antagonisten überwiegend darauf beschränkt, ernsthaft-entschlossen respektive wahnsinnig-wütend dreinzuschauen, ohne jegliche Tiefenwirkung. Dass die Handlung jeder menschlichen Logik entbehrt und nur zu oft die Grenzen der Physik nicht bloß sprengt sondern regelrecht pulverisiert, ist vielleicht noch unter der mantrischen Vorbetung „das ist eine Comicverfilmung“ zu akzeptieren. Zu entschuldigen sind auch die großteils als ungenügend einzustufenden schauspielerischen Leistungen, die aufgrund einer praktisch nicht vorhandenen Story nebst fehlender Charakterzeichnung, ohnehin nur schwer Oscarniveau erreichen hätten können.

Unerklärlich und damit unverzeihbar sind dafür andere Gesichtspunkte, wie beispielsweise die absolute Überstrapazierung von Slow Motion, deren Weglassung den Film um ein gefühltes Drittel kürzen könnte – was, wenn in richtiger Dosierung eingesetzt, zur sinnvollen visuellen Akzentuierung im hektischen Schlachtgetümmel eingesetzt hätte werden können, wurde dermaßen überreizt, dass früher oder später gähnende Ödnis eintritt. Kombiniert mit den vielen Szenen, in denen KontrahentInnen nichts anderes machen, als sich über weite Distanzen hinweg „vielsagend“ anzustarren, ergibt das ein Bild der Lächerlichkeit und Langeweile, das nur ansatzweise durch die ausgefallene Ästhetik und explizite Brutalität aufgewogen wird. Abgerundet wird das Ganze dann auch noch durch gänzlich ironiefreien Pathos und verzichtbare One-Liner.

Mehr Sturm im Wasserglas als beeindruckende Seeschlacht, beweist 300: Rise of an Empire also einmal mehr, dass Optik wirklich nicht alles ist und auch viele breite Kreuze eine schwache Story nicht stemmen können. Wem viel nackte Männlichkeit, Blutfontänen und endlose Beschwörungen von Vaterland und Heldenmut über gut eineinhalb Stunden reichen, dürfte hier trotzdem auf seine/ihre Kosten kommen.

Regie: Noam Murro, Drehbuch: Zack Snyder, Kurt Johnstad
Darsteller: Sullivan Stapleton, Rodrigo Santoro, Eva Green, Lena Headey, Jack O’Connell, David Wenham
Laufzeit: 102 Minuten, Kinostart: 07.03.2014, wwws.warnerbros.de/300riseofanempire

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Über den Autor

Karin Gasch Aufgabenbereich selbst definiert als: Zwielichtaufsuchende mit Twilight-Phobie. Findet "Ours is a culture and a time immensely rich in trash as it is in treasures" (Ray Bradbury) zeitlos zutreffend.