3:0

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Fußball hat ja heutzutage sehr viel mit Optik zu tun. Dabei geht es natürlich weniger um die Beschaffenheit der Trikots oder darum, welcher Spieler die Herzen der weiblichen Fans am schnellsten schlagen läßt – seit dem Abschied von Luca Toni sind die Bayern auch in dieser Hinsicht nur noch graues Ligamittelmaß. Es geht schlicht um Blickwinkel und die Frage, durch welche Brille man sich ein Spiel anschaut, zum Beispiel jenes 3:0 am Samstag in der Münchner Allianzarena.
Durch die rote Bayernbrille hatte das Spiel eher den Charakter eines anspruchsvollen Auslaufens als vorgezogene Weihnachtsfeier mit ansehnlichen Toren und einer Reihe von gutgemeinten Gastgeschenken. Durch die braune Kiezbrille betrachtet, stand unterm Strich am Ende ein zwar erwartetes, aber keinesfalls notwendiges Ergebnis. Denn diese Bayern waren bei weitem nicht unschlagbar und wenn man unter „hätte/wäre/wenn“ nachschlägt, so standen da zwei lupenreine 100prozenter und eine – zumindest mit der brauen Brille betrachtet – sehr diskutable rote Karte für einen ansonsten fantastischen Torwart Kessler zu Buche. Ärgerlich aber, dass Stanislawski zum Thema Chancenverwertung und Sturmausbeute mittlerweile eine schier endlose Sure predigen kann – allein: Es hilft nix. Von den Jungs da vorn kommt zu wenig und auch Spaßbär Asamoah hält sich in punkto Torgefährlichkeit noch mehr als bedeckt.
So war für die Kurve die Anzeigentafel im Stadion mit dem dokumentierten Niedergang des Stadtrivalen die einzig tröstende Freude. Nach dem Schlußpfiff dann schnell raus aus dem stimmungsarmen Rund, bevor Leslie Mandoki die Bayernfans für ihren schlechten Geschmack bestrafen durfte. Ein kurzer Aufschrei noch – hatte die Rechtsabteilung der Bayern zusammen mit dem DFB doch noch einen Weg gefunden, Dortmund die 17 Zähler Vorsprung wegen unrechtmäßiger Aneignung abzusprechen? Iwo, der „heilige Bastian“ (SZ) höchsteselbst hatte nur mit tränenverhangenen Augen seinen Anhängern verkündet, dass er in den nächsten sechs Jahren seinen Verein um geschätzte 60 Millionen Euro ärmer machen wolle. Der Jubel war grenzenlos und die braunbebrillten Zuhörer schüttelten in Eintracht die Köpfe – diese Bayern ...
Mein Neffe, ohne jede Brille zum Spiel gekommen und braunen Block platziert, bat mich auf dem Heimweg kleinlaut und möglichst leise, wenn ich ihm denn wieder eine Karte für die Arena schenken sollte, so doch bitte für die Bayernkurve – er wolle schließlich auch mal jubeln. Saubazi undankbarer, da muss wohl noch viel Erziehungsarbeit geleistet werden!

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