3 Wochen Indien: Textilrausch in Jodhpur

Von Katerwolf

in unserer reisegruppe waren von 18 teilnehmern 13 frauen. entsprechend stark war der wunsch, nicht nur die berühmten baudenkmäler rajasthans zu sehen, sondern auch kräftig zu shoppen, wo sich die möglichkeit bot. unser reiseleiter sohan war nicht so der shoppingkönig, und es gab alle paar tage offene shopping-revolten, in denen sohan der weiblichen übermacht unterlag. so auch in jodhpur, der blauen stadt rajasthans. warum man sie die blaue stadt nennt? vielleicht deshalb:

nicht, dass es in jodhpur keine beeindruckende festung gegeben hätte. das fort mehrangarh, auf einem 123 m hohen felsen gelegen, ist durchaus beeindruckend und bietet eine großartige sicht auch jodhpur. und auf den berühmten basar der stadt

während wir, wie immer staunend, die prachtvollen außen- und innenanlagen des fort besichtigten, wurden intern bereits heiße shoppingdiskussionen geführt. wer wie viele schals und tücher braucht, und so halt. aber hier zunächst ein paar bilder von mehrangarh, mit dessen bau bereits 1459 begonnen wurde.

das innere der festung offenbarte eine einzigartige sammlung kunstfertig gearbeiteter kinderwiegen, an denen man sich gar nicht genug sattsehen konnte.

der abschließende blick von der festungsmauer ließ die ehemals unbezwingbare macht dieser festung erahnen.

danach hatten es alle seltsam eilig und stiegen flink wie die wiesel in richtung basar hinab. sohan erwies sich auch hier als hervorragender stadtführer und lenkte unsere schritte zunächst durch die handwerksgassen des basars. alleine wäre man da sicher nicht drauf gekommen und wäre gleich in die hauptstraße abgebogen. da hätten wir was verpasst!

als wir schließlich in die hauptstraße des basars einbogen, dämmerte es bereits, und wie überall in indien setzt mit der dämmerung in den basaren ein reges, geschäftiges und unglaublich buntes treiben ein. unsere gruppe tauchte wie ein überaus lebendiger fischschwarm in das muntere gewühl ein. ich musste oft über mich selbst lachen, da ich mich während der ganzen reise immer wieder dabei ertappte, irgendetwas mit offenem mund anzustarren. auch hier gab es ausreichende möglichkeiten dazu

sohan hatte uns versprochen, uns in ein textilgeschäft zu führen, in dem es qualitätsware zu festen, vernünftigen preisen gibt. dafür liebten wir ihn umso mehr. auch in indien gilt: nicht alles ist gold, was glänzt. und als laie lässt sich der unterschied nicht erkennen. das geschäft, dessen schmale stiegen wir kurz darauf hochkraxelten, war ein erlebnis für sich. mehrere stockwerke, die über schmale stiegen miteinander verbunden waren, es gab keinen zentimeter, der nicht mit stoffballen bedeckt war und überall wurde gehandelt und geschwatzt. eine tolle atmosphäre! wir nahmen in einem der showrooms platz, bekamen heißen cai (tee mit milch und gewürzen) und gleich darauf kam ein verkäufer zu uns, dem man gut und gerne zutrauen könnte, einem pazifisten den neusten kriegshubschrauber zu verkaufen. was für ein verkaufsgenie! in fließendem deutsch brachte er die kostbarsten,  wunderbarsten stoffe hinein, die wir jemals gesehen hatten, breitete sie vor uns aus und ließ uns wissen: „diesen stoff haben wir exklusiv für den designer xy entworfen. er verkauft ihn für 3.000 €, sie bekommen ihn bei uns für 250!“ so ging das munter weiter und binnen einiger minuten waren wir alle so auf kaufen programmiert, dass wir barfuß in den stoffbergen herumwateten und uns die stoffe aus den händen rissen. sohan sah mit unergründlichem gesicht zu und meditierte vermutlich über den begriff gier. am ende gingen wir, wie die mulis beladen, in richtung tuktuk-haltestelle und hievten unsere beute hinein. spätabends mit dem tuktuk durch die immerwährende rushhour zu düsen, macht übrigens mordsmäßig spaß. huphup.


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