3 Wochen Indien: Im Vomex-Rausch

am nächsten morgen ging es gleich in der früh weiter nach udaipur. mir war immer noch schlecht. schien ein dauerzustand zu werden. allen anderen ging es wieder gut. so kam es, dass ich dankbar den vorschlag eines mitreisenden annahm, vomex zu schlucken. 2 stück. und so kam es auch, dass ich nun weiß, dass ich entweder kein vomex vertrage oder 2 zu viel waren. keine ahnung. jedenfalls merkte ich nach ca. 1/2 stunde, dass es mir seltsam wurde. sehr seltsam. mir war schwindlig und ich fühlte mich merkwürdig körperlos. regelrecht unsichtbar. als wäre die verbindung zwischen körper und kopf getrennt. ich fiel in eine art bewegungsstarre. während um mich herum alle dachten, dass ich friedlich schlafe, kämpfte ich tapfer ums überleben. jawoll. ich weiß noch, dass ich eine schier endlose zeit einfach dasaß und mich darauf konzentrierte, weiterzuatmen. und mich reinzusteigern, an einer atemlähmung zu versterben. irgendwann machte ich die augen auf und tat kund, wie es mir ging. super, keiner glaubte mir. mittlerweile war ich wieder soweit, dass ich glaubte, doch zu überleben und fühlte mich einfach nur noch bedröhnt.

den rest des tages verbrachte ich leicht debil und glücklich. und als wir bei einem zwischenstopp diverse festungen und tempel besichtigten, schwebte ich heiter umher und band mir einen bunten turban um den kopf. mit der konsequenz, dass mich überall ein tross mächtig zufriedener inder begleitete. derart tiefenentspannt traute ich mich, die 3 sätze, die mir sohan, unsere reiseleiter während diverser busstunden beigebracht hatte, zum besten zu geben: „ap kesi hai?“ fragte ich eine gruppe giggelnder teenie-mädels. „wie geht es ihnen?“ fassungsloses staunen. dann große freude. ich erzählte noch, dass es mir gut geht und dass ich aus deutschland komme. fragte nach den namen, der rapide wachsenden gruppe und stellte mich selbst vor. damit hatte es eine besondere bewandnis. es gibt nämlich aktuell eine super berühmte bollywoodschauspielerin, die den gleichen vornamen hat wie ich. was in indien eine seltenheit ist. fortan hieß ich also wie sie. was zur ungemeinen begeisterung allerorts führte. in indien ist es so, dass menschen in der lage sind, problemlos ihre begeisterung und freude zu zeigen. das ist wunderbar. so wurde mein hindi-bemühen entsprechend belohnt. mit johlen, pfeifen, händeschütteln, standing ovations. hach, was war das schön. ich möchte das hier auch: standing ovations und begeisterungsstürme, wenn ich etwas gut gemacht habe.

mein fanclub:

3 Wochen Indien: Im Vomex-Rausch

ich habe euch noch gar nicht erzählt, dass ich sehr sprachbegabt bin. bin ich nämlich. ich lerne sehr schnell fremde sprachen. so bat ich unseren reiseleiter sohan von anfang an, mir etwas hindi beizubringen. für sohan war ich fortan das sprachwunder auf 2 beinen. ich machte rasch fortschritte und sohan präsentieret mich allerorts wie einen zirkuselefanten. wenn wir zum beispiel ein geschäft betraten, bat er mich, meine gelernten sätze zum besten zu geben. in kürze war ich in der lage, einen souveränen basic-smalltalk durchzuführen. eine besondere überraschung war der satz: „apki muchhe bahut pyari hai“. was soviel heißt, wie: „sie haben einen sehr schönen schnurrbart“. viele rajasthani sind stolz auf ihre beachtlichen schnurrbärte. mit diesem satz stahl ich mich in so manches rajasthani-herz.  in der hindi-sprache reicht es aber auch, nur einen einzelnen buchstaben falsch zu betonen, und schon hat der satz eine neue bedeutung. zur unermesslichen freude zweier herren und sohan blamierte ich mich einmal mit: „ich habe einen sehr schönen schnurrbart.“ und einmal mit „sie haben aber einen besonders schweren schnurrbart.“ am ende der 3 wochen plapperte ich munter drauflos und wäre ich noch ein paar wochen geblieben, hätte ich wohl wirklich recht gut hindi gelernt. diese ganze sprachgeschichte knüpfte ein band der sympathie zwischen sohan und mir und wir wurden richtig gute freunde.

so sieht übrigens ein besonders schöner rajasthani-schnurrbart aus:

3 Wochen Indien: Im Vomex-Rausch

und mit diesem herren hat es eine finstere geschichte auf sich. sein vater hatte einen noch längeren. den längsten. ;-) und mit dem war er im guiness buch der rekorde. stolz zeigte er seinen schnurrbart herum, rollte ihn gegen eine spende ganz auf und hatte so ein ganz gutes auskommen. eines tages fand man ihn. das heißt: seinen rumpf. jemand hatte seinen kopf samt schnurrbart abgesäbelt und mitgenommen. gruselig, oder?

mein vomex-rausch hatte überdies den vorteil, dass ich die restlichen stunden der busfahrt zufrieden vor mich hingrinsend das straßengeschehen um uns herum betrachtete und fotografierte. indiens straßen sind nämlich eine geschichte für sich. ihr glaubt nicht, mit wem oder was man sich so die straße teilt. folgende schnappschüsse habe ich durch die frontscheibe des busfensters geknipst:

3 Wochen Indien: Im Vomex-Rausch

3 Wochen Indien: Im Vomex-Rausch

3 Wochen Indien: Im Vomex-Rausch

3 Wochen Indien: Im Vomex-Rausch

am späten nachmittag erreichten wir udaipur, die weiße stadt. oder besser noch: der traum in weiß. aber dazu morgen mehr.


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