Mit „Die Queen" erschien 2006 ein Film, der eine der kritischsten Zeiten des englischen Königshauses der letzten Jahrzehnte beleuchtet: Ex-Prinzessin Dianas tragischer Unfalltod im Sommer 1997 und die große öffentliche Trauer, die das Königshaus fast an den Rand des Abgrundes brachte. Ich liebe diesen Film und will heute darlegen, warum jeder, der sich ein bißchen für England, Geschichte, Zeitgeschehen oder einfach nur gute Filme interessiert, „Die Queen" mal anschauen sollte.
Das Format
„Die Queen" stellt die Ereignisse hinter den Kulissen der königlichen Familie wie ein ganz normaler Spielfilm dar (ein ganz normaler Spielfilm mit sehr schönen Sets und Locations). Doch es gibt sicher tonnenweise Fernsehmaterial aus jener Zeit, also geht der Film einen sehr interessanten Schritt und bedient sich an diesem Material. So sieht man Nachrichtensprecher, Berichterstattung und trauernde Menschen vor dem Buckingham Palace, wie sie damals über die Fernsehbildschirme flimmerten, teilweise mit Aufnahmen der Schauspieler kombiniert. Das gibt dem Film einen Touch von Doku und erhöht die Glaubwürdigkeit des Films.
Das Thema
Die meisten von uns waren wohl Zeitzeugen der realen Ereignisse im Jahr 1997. Kaum jemandem dürfte entgangen sein, was für hohe Wellen der Tod der ehemaligen Prinzessin von Wales geschlagen hat. Auch die Empörung über die Zurückhaltung Elizabeths II. hat man mitbekommen, aber der Film erweitert das Thema um die andere Seite der Medaille, die uns das Fernsehen damals nicht verriet: Was ging eigentlich währenddessen in der königlichen Familie vor? „Die Queen" gewährt uns diesen Einblick. Was ging zu jener Zeit in der Königin vor, die zum einen Monarchin, zum anderen Großmutter zweier Jungen, die gerade ihre Mutter verloren hatten, war? Diana war zwar die Mutter ihrer Enkel, aber höfische Tradition und Protokoll hatten den Todesfall einer ehemaligen königlichen Hoheit nicht vorgesehen. Außerdem waren Diana und die Königin bestimmt nicht gerade beste Freundinnen gewesen. Alles in Balmoral stehen und liegen lassen und nach London zurückkehren? Die Flagge über dem Buckingham Palace auf Halbmast hissen? Der Film zeigt anschaulich auf, wie schwer es der Königin gefallen sein muss, das Protokoll hintenan zu stellen und der übergroßen Trauer des Volkes Genüge zu tun.
Die Besetzung
Das große Motto des Films scheint „Glaubwürdigkeit" zu lauten. Und die Besetzung trägt grandios dazu bei. Allen voran Helen Mirren. Ich mag Helen Mirren und finde sie großartig. Und hier läuft sie als Königin Elizabeth wirklich zur Höchstform auf, und manchmal kann man fast vergessen, dass die echte Queen ja gar nicht im Film mitspielt. Auch Michael Sheen als Tony Blair und James Cromwell als Prinz Phillip passen sehr gut in ihre Rollen. Wenn man so genau weiss, wie die reale Person hinter einer Filmrolle aussieht, ist es umso wichtiger, dass der Darsteller der Realität so nah wie möglich kommt. Abgerundet wird die Riege durch Sylvia Syms als herrlich kauzige Queen Mum sowie Alex Jennings als Prinz Charles, der neben den anderen Schauspielern jedoch etwas verblasst. Mag jedoch auch Absicht sein.
Gut finde ich hierbei, dass Diana eigentlich nur in realen Filmszenen auftaucht und nicht durch eine Schauspielerin dargestellt wird. Man sieht einmal eine blonde Frau in ein Auto eilen und später nur die Andeutung eines offenen Sarges. Es fühlt sich dadurch sehr „echt" an.
Mein Fazit zu „Die Queen"
Ich habe den Film bestimmt schon ein Dutzendmal gesehen, und ich kann ihn immer wieder schauen. Er erzählt kurzweilig und ohne große Effekthascherei seine Geschichte, zeichnet interessante Charaktere und lässt auch eine Spur Selbstironie nicht aus.
Klare TV-Empfehlung! Eure nächste Gelegenheit kommt am Donnerstag, den 25.06., um 20.15 Uhr auf Vox.