Ich liebe ja beide Seiten: Auf der einen Seite die Rennen, die an möglichst exotischen Orten irgendwo ganz weit draußen stattfinden und auf der anderen Seite diejenigen, die einfach zu erreichen direkt vor der Türe laufen. Da ich ja aus bekannten Gründen (Bruch & Bänderriss) spät in die Saison eingestiegen bin und es generell nicht mein Ding ist, mitten im Sommer die Saison für beendet zu erklären, musste die Lücke zwischen der Xterra-EM in Zittau und den Herbst-Rennen sauber geschlossen werden. Außerdem weiß jeder, der schon einmal an einem Duathlon teilgenommen hat, wie brutal hart das die Beine schrottet und wie „anders“ es sich doch anfühlt, nach einem harten ersten Lauf, auf’s Bike zu steigen, statt nach ein wenig „Baden im See“.
Tja und da kamen die lieben Badner mit ihrem Baden-Cup (zusammen mit dem KraichgauMAN) und dem 3. Ettlinger Cross-Duathlon gerade recht! Genau in optimalem Abstand als quasi Vorbereitungsrennen für die DM in eben jener Disziplin sollte es über die Distanzen 3 km Lauf, 21 km MTB und wieder 6 km Lauf gehen. Und das im wunderschönen Städtchen Ettlingen, keine Fahrstunde von zuhause. Mit dieser Gegend verbinde ich gute Erinnerungen. Anno 1987 fand dort ein Rennen des sogenannten Deutschland Cup statt (damals das Höchste, was es gab, mit allen Stars am Start). Es gewann in jenen längst vergangenen Tagen ein gewisser Rainer Müller (der später noch u.a. alsDuathlon-Weltmeister zu Berühmtheit gelangen sollte). Wenig dahinter Jürgen Zäck und aus heutiger Sicht geradezu erschreckend wenig dahinter Onkel Jörgi. In meinem ersten Jahr als nicht mehr Jugendlicher durfte ich sogleich bei der Elite starten, denn solche Warmduscher-Konzepte wie U19, U23 oder U-irgendwas gab es damals nicht. Ich konnte mich zum ersten Mal in den Top Ten platzieren und ließ einige Herrschaften aufhorchen (und konnte mein kleines Taschengeld als Schüler fett auffrischen).
Fast forward ins Jahr 2018. Obwohl schon Mitte September, erwartete uns die Rheinebene mit sage und schreibe 28° Celsius, Sonnenschein und (fast) Windstille. Die Laufrunde war eine Kombination aus „flach & schnell“ und einem kurzen, knackigen Trailabschnitt bergauf mit steilem Downhill. Der Radkurs war meine Lieblingsrunde (NICHT!!) mit einfach 3,5k am Stück bergauf und die zweite Hälfte wieder bergab. Einmal erste Laufrunde, 3 Runden auf dem Bike und nochmal 2 Laufrunden zum Abschluss. Dabei gab es bis auf einen kurzen Anstieg auf einem Singletrail leider nur fette Forstautobahnen mit feinstem deutschen Schotter. Also FAST AND FURIOUS…
Start, Ziel, Wechselzone, Parken, Duschen – alles zentral am Horbach-Park (muss wohl mal Landesgartenschau gewesen sein – sehr hübsch gemacht). Alles perfekt! Und dann tauchte plötzlich noch mein guter, alter Sportsfreund Marc Bezner aus dem Nichts auf. Wie lange hatten wir uns schon nicht mehr gesehen? Marc war öfter schon mal am Montagabend beim SCU in der Gruppe 1 unterwegs und wir sahen uns regelmäßig bei Duathlons (wieder einer, der saugut radeln und laufen kann, aber gar nicht schwimmen). Zusammen warmlaufen und austauschen. Irgendwann ist es dann soweit, dass der Chef-Organisator Marco ein kurzes Athleten-Briefing zum Besten gibt.
Und dann geht’s auch schon zur Startlinie. Wie üblich wird vom Start weg geballert, als gäbe es keinen zweiten Kilometer. Dazu ist natürlich jede Menge junges Gemüse dabei und die Jungs können den Motor halt einfach noch ein wenig höher drehen. Bei mir wird dagegen schon knapp über 150 abgeregelt und so muss ich das erste Dutzend ziehen lassen. Marc überholt kurz vor dem Trail-Anstieg, ich kann aber bis in die erste Wechselzone dran bleiben. Zusammen verlassen wir diese auch wieder und wie erwartet zieht Marc als grund-solider MTB-Marathon-Fahrer weg. Als dann auch gerade noch ein richtig starker Biker vorbeikommt, nutzt er die Chance und fährt die ersten 2 von 3 Runden mit ihm. Aus den Augen, aus dem Sinn…
Dann fahre ich erstmal ganz allein durch den Wald. Im Schatten ist es noch angenehm, aber in der Sonne wird es schon wieder extrem warm – vor allem an dem langen Anstieg (160 Hm auf 1,6 km, die ich in ziemlich genau 10 Minuten hochdrücke). In der zweiten Runde kommt dann noch ein Kollege vorbei, ich fahre aber mein Tempo durch. Wie sich nachher herausstellen soll, ist es ein direkter M50-Mitbewerber. Bergauf habe ich keine Chance gegen die Triathlon-Drücker, aber selbst ohne technische Singletrail-Downhills schaffe ich die zweitbeste Zeit auf Strava für den 2,24 km langen Downhill (-192 Hm).
Ein recht flotter Wechsel und zwischenzeitlich war auch mein Motor auf Betriebstemperatur und gefühlt ordentlich schnell ging es im vollen Galopp durch die Schikane zwischen T2 und Zieldurchlauf. Auf der langen Geraden auf dem Weg zum Wald-Anstieg sah ich dann auch meinen M50-Freund wieder und das sah schon ein wenig nach verwundetem Reh aus. Also kurzen Prozess und vorbei. Dann war leider wieder lange nichts und ich musste allein laufen und meinen Kampfgeist hochhalten. Zurück im Park an der Schikane sahen wir uns dann…leider genau im falschen Moment, so dass sich Marc vorbereiten konnte auf das, was kommt. Natürlich wehrte er sich und ich brauchte noch ein paar hundert Meter, bis ich ihn überholen konnte. Dann noch sauber durchgezogen und im Ziel brauchte ich dann wieder mal eine Weile, bis ich meinen überhitzten, dehydrierten Körper runtergekühlt hatte. Die Jungs von Racepedia hatten gewohnt professionell ihre Zeitnahme-Hänger mit den Flatscreens und den Realtime-Resultaten. Platz 6 und 7 im Ziel (später mogelte sich noch jemand auf Platz 1 davor (??!) und so waren Marc und ich auf Platz 8 und 7 (2. M40 und 1. M50). Endlich konnten wir unsere Konversation von vor dem Start fortführen und dabei massenhaft Wasser trinken und Melonen essen.
Schließlich spürte ich meine Beine doch recht arg und überwand mich noch dazu, ordentlich auszulaufen. Dann Rad auschecken und duschen. Schließlich noch ein wenig die Vereinskasse unterstützen und Kaffee & Kuchen konsumieren. Zu guter Letzt schnappt sich Marco wieder das Mikro und um 15:30 Uhr gibt’s endlich die Siegerehrung. Rasch geht’s in einem Aufwasch durch die Jedermänner („Sprint-Distanz“) und anschließend durch die Kurz-Distanzler. Sie haben sich echt Mühe gegeben und wie so oft, gibt es bei dieserart kleinen Veranstaltung mehr zu gewinnen, als bei den teuren, großen Events. Im Grunde gewinne ich etwas sehr Praktisches, was man immer gebrauchen kann: Eine Radhose! Allerdings in L (mal sehen, an wen ich die verschenken kann).
Fazit:
Kleine, feine Veranstaltung mit viel Liebe und Herzblut organisiert von den Ettlinger Triathleten. Wie üblich bei solchen Cross-Events für mich grenzwertig kurze Distanzen. Dafür aber genau das, was meine alten, müden Knochen brauchen: Ein hervorragendes Speed-Training, wo der Motor mal endlich wieder in schmerzhafte Höhen getrieben wird. Schöne, wenn auch technisch langweilige Strecken. Einfach nur lange am Stück hoch und dann lange, am Stück runter – naja, nicht so mein Ding. Alles in allem aber ein schönes, rundes Package. Wir dürfen dankbar sein, dass es Menschen gibt, die sich so viel Mühe geben und einen so tollen Event organisieren. Und das auch noch so nah in einer wirklich schönen Ecke unseres Ländles.
Race Stats:
- Wetter: Sonnig und windstill bei 28°C
- Strecken: 3k Run – 21k Bike – 6k Run
- Zeiten: 11:17 (1. Lauf) – 0:44 (T1) – 1:00:28 (Bike) – 0:36 (T2) – 27:19 (2. Lauf) = 1:40:27
- Platzierung: 7. Platz overall (1. M50)
- Material: Scott Spark RC MTB, Scott MTB RC-Schuhe, Scott ARX MTB-Helm, Oakley Radar EV Path Brille, Scott MTB-Handschuhe, Xterra-Zweiteiler, Asics DS Racer Laufschuhe
- Ergebnislisten gibt’s hier!