3. Dezember 2010, Feuer, 5.36 Uhr

Von Guidorohm

Das Feuer kommt!
Sie können seinen Schein am Horizont sehen.
Es flackert auf.
Lichtpunkte, die unruhig ihre Arme hoch und runter reißen. Stolpern. Fallen. Wieder aufstehen. Und die dann weiter laufen. Wankend wie betrunkene Feuerwesen.
Die Jungs laufen aufgeregt auf und ab. Die Wärter haben sich vor Stunden aus dem Staub gemacht.
„Die hätten wenigstens unsere Zellen aufschließen können!“
„Denen sind wir scheißegal. Fliegendreck. Vergewaltiger. Kindermörder. Der ganze Abschaum dieses Landes.“
Schon springt wieder einer zum vergitterten Fenster hin. Zieht sich an den Stäben nach oben.
„Warte! Ich helf dir!“
Sie stehen um den Ausguck herum.
„Und?“
„Der ganze Wald steht in Flammen. Das Feuer wird nicht lange brauchen.“
Sie lassen ihn los. Er rutscht nach unten. Stößt sich das Knie. Blutet.
„Verflucht!“, fährt er sie an.
„Hab dich nicht so. Wir haben ganz andere Probleme.“
„Ich bin nur ein einfacher Auftragskiller!“, schreit plötzlich eine dürre Gestalt aus der Ecke.
„Und? Was willst du damit sagen?“
„Die Wärter hätten mich mitgenommen.“
Sie umringen ihn.
Die Augen blitzen.
„Sie hätten dich mitgenommen?“
„Ja. Die haben uns nur wegen euch hier zurück gelassen. Abschaum. Den lassen sie lieber verbrennen.“
Sie treten näher an ihn heran. Verschlucken ihn wie ein wild züngelndes Feuer.
Er hat nicht einmal Zeit zum Schreien.
Sie lassen ihn liegen. Riechen bereits den Rauch. Sie laufen in ihren Zellen auf und ab.
Da brandet der nächste Streit auf.
Feuer! Und sie sind mittendrin.