3. Bretonisches Tagebuch – Erquy – Val- André – St. Brieuc – Loudéac – La Chèze, 18.08.2011

Va-André

Von Erquy bin ich die paar Kilometer an der Küste entlang nach Val- André gerollt. Auch hier war ich damals des öfteren.

Val- André hat sich mittlerweile zu einem modernen Badeort gemausert. Auf der langen Strandpromenade flanieren eine Menge Menschen. Die zwei Verkaufsstände mit alten Drucken, alten Postkarten und alten LPs sind immer wieder umringt von Neugierigen. Normalerweise gibt es wohl mehrere dieser Stände, wie ich aus einem Gespräch erfahre.

Endlich erlebe ich einmal einen Strand bei Flut, der Sandstreifen ist aber immer noch breit genug für all die Badegäste, die sich bereits am Vormittag hier eingefunden haben. Ich mache einen Strandspaziergang, genieße die Meeresluft und freue mich des Lebens.

Die von der Frühsonne hell durchleuchtete morgendliche Dunsthaube, die über dem Ganzen liegt, hüllt alles in ein fast unwirkliches Licht.

Bis St. Brieuc brauche ich eine knappe halbe Stunde. Hier will ich noch einmal in einem der großen Konsumtempel die Lebensmittelvorräte auffrischen, bevor es dann über Loudéac nach La Chèze geht.

Ein wenig habe ich wieder mit der Beifahrertür meines Schneckenhauses zu kämpfen, sie will sich partout nicht abschließen lassen. Mit etwas gutem Zureden und ein paar Tropfen bestem französischen Olivenöl, gibt das Schloss dann endlich seinen absurden und lächerlichen Widerstand auf.

In Loudéac, das ich nach einer weiteren guten halben Stunde erreiche, mache ich noch einmal Stopp bei einer Filiale der US- amerikanischen Systemgastronomie, gönne mir einen großen Kaffee und eine halbe Stunde gratis Internetnutzung, um schnell meine Mails abzurufen und ein paar davon gleich zu beantworten, da ich aus Erfahrung weiß, dass ich in La Chèze so schnell keine Verbindung mit der schönen Bits und Bytes- Außenwelt aufnehmen kann.La Chèze, here I come!

Das ist mein Ausruf, als ich das Ortsschild passiere.Es ist wie Nachhause kommen. Ich bin jetzt das dritte Mal hier. Die Einfahrt auf den Platz unten am Weiher liegt aus meiner Fahrtrichtung gesehen in einem ziemlich spitzen Winkel. So steuere ich meinen Mini- LKW bis ans Ende des Ortes. Dor kann man prima wenden. Erfahrungswert!

So ganz sicher bin ich mir nicht, aber ich habe so eine Erinnerung, dass im letzten Jahr diverse Kabel über den Platz verliefen, an deren Ende dann ein Woh7nmobil hing.

Meine Erinnerung täuscht beileibe nicht, es gibt tatsächlich alles hier, was das Camping- Car- Freak- Herz höher schlagen lässt: Frischwasser, Entsorgemöglichkeit und sogar Strom.

Und sogar noch einen freien Platz.Meine beiden niederländischen Freunde Zjosque und Xander haben ihre Zelte bereits am Ufer des Weihers aufgeschlagen. Vor zwei Jahren haben wir uns hier kennengelernt und sind uns mittlerweile immer wieder auf Blueskonzerten bzw. Festivals begegnet.

Das Wiedersehen ist genauso herzlich wie das mit Philippe, Ronan, Stéphane, Michel, den Jungs von Texaroma, der „Hausband“ von „Blues au Château“ und einigen lieben Menschen mehr.

Angekommen.

Blues au Château 2011

Blues au Château 2011

Das Festival wird eröffnet von Alex de Vree, einem Niederländer, der in Nantes als Englischlehrer arbeitet. Er spielt akustische Gitarre und singt. In frankreich har Alex schon diverse Preise für seine Kunst abgeräumt. Begleitet wird er von Thomas Troussier, der spielt Harp. Thomas Troussier? In meinem Kopf arbeitet etwas. Der Name kommt mir bekannt vor. Ist das nicht…? Ich frage Philippe: „Sag mal in welcher Band hat Thomas früher gespielt?“ – „Bluetones…“ Voilà! Mit Thomas habe ich vor ein paar Jahren regen Mailaustuasch über MySpace gehabt und er hat mir sogar damals die aktuelle CD der Bluetones geschickt.

Und wieder fallen mir Sean Carney’s Worte: „It’s a small blues world…“ ein. Ja, diese Welt ist klein, irgendwann trifft man sich auf dem Bluestrail.

Die Beiden spielen ein tolles Konzert „old style“. Alex’ Stimme ist stark, sein Gitarrenspiel ebenfalls und Thomas’ Harp tut das Ihrige, um die inzwischen ca. 150 Zuschauer zu erfreuen.Das ganze Szenario spielt sich im alten Schlosshof ab, es gibt reichlich zu essen und zu trinken, „Galette Saucissse“, Bier, Wein, Cidre und auch Alkoholfreies… Die Atmosphäre ist wieder einmal kaum zu beschreiben. Wohlfühlzeit ist erneut angesagt.

Wir sind in Frankreich, nein, ja auch, aber vor allem sind wir in der Bretagne. Und auf Ronan’s T- Shirt steht auf dem Rücken: „On vit en Bretagne et on aime le Blues.“ (Wir leben in der Bretagne und wir lieben den Blues.)

Der zweite Act am Eröffnungsabend wird gestaltet von Steve Nimmo, der einen Hälfte der Nimmo Brothers aus Schottland. Begleitung findet er durch Herbert (Bass) und Gwendal (Drums) von Texaroma.

Was nun folgt ist Elektroblues vom Feinsten. Steve Nimmo spielt eine fantastische E-Gitarre und ist darüber hinaus noch mit einer Wahnsinnsstimme gesegnet. Wir hören Titel aus Steve’s eigener Feder, aber auch Songs von anderen Autoren wie zum Beispiel Otis Rush.

Steve Nimmo & Texaroma

Steve Nimmo & Texaroma

Einen fulminanten Höhepunkt bekommt das Ganze, als ich dann noch Rémy, der Gitarrist von Texaroma mit auf die Bühne gesellt.  Dass Rémy ebenso ein gnadenlos guter Gitarrist ist, avon konnte ich mich bereits in den beiden Jahren zuvor überzeugen.

Ihr Titel „One Way Out“. Die Allman Brothers lassen für gefühlte 10 Minuten grüßen. Für den Titel „The House Is Rocking“ sprintet die aus Indianapolis stammende Sylvia Howard auf die Bühne.

Sie wird am Samstagabend ihr eigenes Set präsentieren. Eine quirlige, immer zu ein paar Scherzen aufgelegte junge Dame, die hier schon einmal eine kurze Kostprobe ihres gesanglichen Könnens abgeben kann.

Kurz vor Mitternacht ist der wunderbare Eröffnungsspuk der sechsten Ausgabe von „Blues au Château“ vorüber. Die Freude über den gelungenen Start ist enorm, so darf man auf die Fortsetzungen in den nächsten Tagen gespannt sein.



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