Dieser Tage bin ich auf ein nettes Büchlein gestoßen, das es wert ist einmal gelesen zu werden. Wer jetzt noch nach einer aberwitzigen, durchgeknallten, aber dennoch anmutenden Urlaubsgeschichte für die Tage am Beach sucht, der dürfte mit der Story von Heinzi Gosch richtig liegen. 3… 2… 1… und das Leben ist deins! heißt der Titel des literarischen Reiseabenteuers von Heinzi Gosch. Schauen wir uns einmal an um was es dabei geht und was dahintersteckt.
Wie es scheint es Heinzi alles andere als ein Karl May. Denn viele der kleinen Storys, die sich während seines (fiktiven?) Travelerlebnisses aneinanderreihen, sind alles andere als aus der Nase gezogen. Er wird wohl selbst auf seinen Reisen durch Asien oder wo es ihn bislang auch immer hin verschlagen hat, einige einschlägige Erfahrungen im Backacker-Milieu gemacht haben. Im Grunde dürften sich viele Backpacker selbst beim Lesen wiedererkennen. Was nicht unbedingt eine Ehre sein muss. Denn Tollpatschigkeit und Ignoranz zeichnen den durchschnittlichen Einsteiger-Backpacker ja gemeinhin aus. Und da kommt es nicht darauf an, wohin die Reise geht oder ging.
Was Heinzi Gosch in einzigartiger Manier gelingt, ist solche Ereignisse und Events in einem saloppen und witzigen Sprachstil zum Ausdruck zubringen, der dafür sorgt, dass beim Lesen des Buches am Strand in der Hängematte, diese auf Grund der Lachanfälle und Bauchmuskelzuckungen unweigerlich ins Schaukeln gerät. Im Vordergund steht ein Dreiecks-Verhältnis von drei Möchtegern-Aussteigern, die einmal auf einer Teilzeit-Traveltour den Duft der großen weiten Welt schnuppern. Mehr oder weniger zufällig geraten die Heinzi, Immi und Walburga zusammen und trennen sich dann auch wieder, nicht ohne sich ein Hintertürchen für mehr offenzulassen.
Im Grunde könnte sich das Abenteuer auf jedem Erdteil in den beliebtesten Backpacker Reisezielen abspielen. Wichtig allerdings ist, dass kein Individualismus dabei im Vordergrund steht, sondern der Gang mit den Herden, die den abgetretenen Pfaden des Lonely Planet Reiseführers folgen. In Südamerika heißen die Wege, die Gringo Pfade. In Asien, wer weiß das schon? Aber gerade diese Abgelutschtheit, die immer wieder gleichen, alljährlich von Hunderttausenden Backpackern erlebten Events, wie die Fullmoon Partys in Thailand auf einst einsamen Inseln, die sich in Backpacker Massenansammlungs-Location konvertiert haben, spiegeln dem Leser vor, das in Wirklichkeit beim Backpackerreisen Individualismus nicht mehr gefragt ist.
Hier die ultimative Backpacker-Muss-Man-Mitnehmen-Liste für Einsteiger und Backapacker Profis
Man will auf seinen Touren (oberflächlich) leben, lieben, auffallen, abfahren, ausrasten und Erlebnisse in Gruppen erleben, die eigentlich bedeutungslos sind, aber dennoch für immer im Gedächtnis bleiben und später als Beispiel für die vergangenen wilden Jahre bei den Erzählungen am Stammtisch herhalten. Zu schnell gehen die Jahre und das “Abenteuerleben” vorbei. Aus den einstigen wilden party-verrückten Rucksackreisenden werden schnell seriöse Businesstraveler oder Familienreisende, für die ausgelassene Strandpartys und der Verzicht auf Konsum (außer Bier) keine Rolle mehr spielen.
3… 2… 1… und das Leben ist deins! Ist auf den ersten Blick ein Possenroman mit authentischen Zügen, der zum Lachen über andere dank des ungekünstelten Sprachstils animiert. Doch er kann auch als Spiegel für die weltweite Backpacker Gemeinde hergehalten werden, der keine kulturellen Unterschiede mehr zulässt. Die Globalisation und die Verwischung der kulturellen Wurzeln zeigen sich hier nur all zu deutlich. Ein toller Lesespaß mit einem ernsten Hintergrund.
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