Titel(Deutsch)Flucht aus Lager 14
Titel(Englisch)Escape from Camp 14
AutorBlaine Harden
VerlagViking
GenreBiografie
Seiten205 Seiten
Meine Bewertung4,5/5
Inhalt
In den Gefangenenlagern von Nordkorea befinden sich zwischen 150.000 und 200.000 Menschen. Diejenigen die dort geboren wurden, sterben auch dort in der Regel. Shin Dong Hyuk ist einer der wenigen, dem die Flucht gelang. Er selbst ist das Kind, welches aufgrund einer Belohnungsehe zwischen zwei Insassen entstand. Im Lager selbst verdiente er sich als Spitzel gewisse Privilegien und für ihn waren die öffentlichen Exekutionen Normalität. Diese dienten als Abschreckung und deshalb musste er auch bei der Hinrichtung seiner eigenen Familie dabei sein.
Review
Was ich wirklich lobenswert finde ist, dass der Autor absolut nichts schönt. Es wird alles relativ nüchtern beschrieben und es liest sich einfach wie ein Tatsachenbericht eines Journalisten. Das nimmt den Folterungen u.ä. keinesfalls die Grausamkeit, aber es zeigt das der Autor mit so einem Thema respektvoll umgehen kann. Ich hätte es einfach nur verwerflich empfunden, wenn er das nicht so sachlich getan hätte. Er überlässt es außer an einigen wenigen Stellen dem Leser sich ein eigenes Urteil darüber zu fällen. Da die Stellen über Shin Dong Hyuk in der dritten Person geschrieben wurde entsteht eine emotionale Distanz als Leser zu dem Geschehen, was ich aber nicht weiter schlimm finde.
Vieles erinnert an die Arbeitslager unter Hitler oder Stalin und man ist geneigt dazu auszublenden, dass es sich hierbei um ein noch existierendes Internierungslager in Nordkorea handelt. Und genau das stimmt mich als Leser nachdenklich und bedrückt mich, denn dieses Lager existiert schon sehr lange und wird von der nordkoreanischen Regierung schlichtweg geleugnet.
Man kann sich aufgrund anderer Berichte aus ähnlichen Lagern ungefähr vorstellen wie das Leben dort aussehen mag. Das Lager 14 ist nur ein kleiner Teil des Internierungslagers und dort sind hauptsächlich die dort gewollt gezeugten Kinder und Gefangene, die lebenslang dort untergebracht sind. Und dort war auch Shin Dong Hyuk untergebracht, da er genauso wie sein Bruder als Arbeiter gezeugt wurde. In dem Lager werden die Kinder schon früh von den Eltern getrennt, damit man sie in den Schulen zu willenlosen Arbeiter erziehen kann. Für ihn selbst war seine eigene Mutter nur ein Konkurrent wenn es um Nahrung ging und es war überlebenswichtig für ihn ihren Fluchtversuch zu melden. So etwas wie Liebe oder Zuneigung hatte er nie erfahren und für ihn war das Leben dort vollkommen normal, schließlich wusste er nicht wie die Menschen außerhalb leben. Und genau das hat mich unfassbar traurig und wütend gemacht und es war dann auch eine der vielen Stellen, an denen ich das Buch mal auf Seite legen und durchatmen musste. Und ich denke Mal es ist vollkommen klar, dass ein Mensch der in so einem Lager groß wurde unglaubliche Schwierigkeiten damit hat mit dem Leben in Freiheit klar zukommen.
Zusätzlich erhält man wichtige Informationen rund um Nordkorea, die teilweise gar nicht so bekannt sind. Das heißt man erfährt nicht nur was es mit diesem Lager auf sich hat, wer da alles drinnen ist sondern auch wie die Gesellschaft und Wirtschaft von Nordkorea funktioniert. Dadurch kann man das alles auch besser einordnen und mich hat es nicht gestört, dass diese Informationen den Großteil des Buches ausmachen.
Rund um das Buch gab es nach der Veröffentlichung viele kontroverse Diskussionen, schließlich wirkt vieles wie aus einer zu grausamen Dystopie und offiziell existiert dieses Lager ja nicht. Auch hatte Shin Dong Hyuk einiges an Aussagen revidiert, aber größtenteils sollen die Geschehnisse trotzdem stimmen. Zwischenzeitlich war er wohl auch im Lager 18 untergebracht, in denen es nicht ganz so drakonisch zugeht und aus dem einige Häftlinge mit der Zeit wieder entlassen werden. Fakt ist auf alle Fälle er hat Narben am Körper, die wohl durch Folter entstanden sind und es ist nicht der erste Gefangene, der von den unhaltbaren Zuständen in diesen Lagern berichtet. Es ist halt keine lückenlose, geschweige denn fehlerfreie Erzählung, was aber in meinen Augen auch logisch erscheint und nicht zu erwarten ist bei so etwas.
Fazit
Das Buch wurde auch verfilmt und erhielt den Titel "Camp 14 - Total Control Zone", welcher einfach nur passend ist. Es ist auf alle Fälle keine leichte Lektüre und nichts was man mal so nebenbei lesen kann. Mich hat das alles ziemlich aufgewühlt, obwohl es sachlich geschrieben wurde.