In der „Welt“ kann man heute unter der Überschrift „Der Schlagabtausch“ einen Literaturkrimi zwischen Karl Kraus und Franz Werfel lesen: sehr empfohlen!
Kostpröbchen:Verehrtester Herr,
erlauben Sie, das ich Ihnen für die Ehre und Freude vielmals danke, die Sie mir durch die Veröffentlichung meiner Gedichte bereitet haben, und halten Sie es bitte nicht für unbescheiden, wenn ich mich heute wiederum mit zwei Manuskripten an Sie wende. (…)
Ihr stets dankbarer Werfel
Prag, 17. V. 1911
Kraus an Sidonie Nádherny
am 14. April 1915:
„Aber ich war letzten Sonntag scharf, nämlich in einer Auseinandersetzung mit dem Dichter W., der mich plötzlich im Restaurant ansprach. Endlich konnte ich auch mit dieser alten Sache aufräumen. Ein Schwamm blieb in meiner Hand. Stammelte, er wisse nicht, warum er mir damals solche Dinge erzählt habe. Ich sagte, ich wisse es, und sagte ihm auch, was ich weiß: dass er unbewusst aus verletzter Eitelkeit ein Bild verhässlichen wollte. Ich hielt ihm natürlich – was das Schwierigste war – auch seine Verlogenheit in puncto Gesprächs über Rilke vor. Er sagte, er habe das gesagt, weil er schon verwirrt war und Gewissensbisse über die Licenz-Geschichte empfand. Ich bewies ihm, dass er neuerlich lüge; denn natürlich hat er damals zuerst über das Gespräch im Dresdner Hotel und dann erst allgemein gelogen….“
„Fackel“
vom 18. Januar 1917
„Ich habe so lange nicht gewusst, ob seine Verse etwas taugen, bis ich gewusst habe, dass er nichts taugt….“
Werfels Antwort
„Denn von dieser Welt soviel wissen, ihren tausendfachen Dialekt und Jargon so in Ohr und Mund haben, ihre Geste parodistisch so stark in Knochen und Nerven tragen, kann nur einer, dem Brennpunkt und Mitte dieser Welt in der eigenen Brust sitzt.“