29. Oktober 2010, Schreib über die Macht und ihre Faszination, 5.44 Uhr

Kaffee, Zigarette, richtig, der Vogel im Rücken schläft noch, das ist eine Vermutung, ich könnte unter das schwarze Tuch linsen, könnte feststellen, da ist gar kein Vogel, ich würde das Tuch mit einer raschen Bewegung vom Käfig wischen, er würde mich ansehen, ich würde ihn ansehen, denken, der ist für meinen Alltag geschaffen, der muss also da sein, auch wenn er nur ein Trick meines Hirns ist, aber dann hätte ich ihn doch auch beim heimlichen Beobachten sehen müssen, da wird einfach kein Schuh draus, die Theorie über „Rohms Vogel“ funktioniert nur, wenn man nicht unter das Tuch sieht, aber dann kann man, da bin ich sicher, von seiner völligen Nichtexistenz ausgehen, dort unter dem Tuch gibt es ihn nicht, ich kann nichts hören, ich lege meinen Kopf an das Tuch, nichts, nichts, nichts, können Sie mir überhaupt noch folgen, gibt es denn mich für Sie, glauben Sie an meine Existenz, atme ich außerhalb dieser Texte, oder aber werde ich in Ihrem Hirn erst durch das Gelesene erschaffen, für Momente, solche Fragen muss man sich doch einmal stellen, vielleicht fallen Sie auch auf ein Literaturprogramm herein, das ist nicht so einfach zu entscheiden, geben Sie es schon zu, also müsste ich etwas über das Land schreiben, da drängt sich mir die nächste wichtige Frage auf, wie kann man Deutschland noch adäquat beschreiben, zumindest nicht mit dem bildungsbürgerlichen Spiel des ARSCHLOCHS, der hier Worte wie adäquat einbaut, auch wenn das noch nichts mit Bildung zu tun hat, aber, ich erinnere mich da an ein Gespräch in Frankfurt, die Dame eines nicht unwichtigen Online-Magazins sagte so schön, die Literatur dürfe sich ruhig wieder mal die Hände schmutzig machen, ja, denke ich, das dürfte sie, aber dann müsste sie sich endlich einmal aus ihrer Totenstarre befreien, mal über Popstars schreiben, über Afghanistan, ganz frisch vielleicht über das Auswärtige Amt, über das Haus der Anständigen, da, aber nicht nur dort, färbten sie sich ihre Biografien, das ist doch mal ein Stoff, nimm ihn an, schreib über IHN, wie ER sich an der Judenvernichtung direkt beteiligte, Konsul, auf solche Titel ist geschissen, schreib über die Macht und ihre Faszination auf uns alle, und dann schreib über Popstars, schreib über die Macht und ihre Faszination, schreib über den Literaturbetrieb, schreib über die Macht und ihre Faszination, vielleicht werde ich darüber schreiben, vielleicht nicht, die Themen schlagen mich tot, die Themen drängen sich an mich heran, nimm mich, nimm mich, man kommt mit dem Schreiben gar nicht nach, man schreibt sich die Finger wund, gut so, nein, denn da ist noch die Seraphe, die will auch etwas von mir haben, man kann sein Leben nicht in Buchstaben auflösen, kann man, muss man, der Vogel schweigt noch immer, da sitzt keiner im Käfig, denke ich, die Seraphe und das Sternchen schlafen, ich werde jetzt unter das Tuch sehen, da ist er, ich habe mich geirrt (oder auch nicht), er sitzt auf seiner Stange und sieht mich an. Ich sehe ihn an. Wir sind überzeugt von unserer Existenz. Gut so.



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