Da stand Rohm. Er spähte in die Ferne. Sah Kirchturmspitzen und Minarette. Er kniff die Augen zusammen. Die Klagemauer war auch zu entdecken. Geläut. Er beugte sich nach vorne über das Dornengeländer. Eine Gruppe Neo-Römer peitschte einen ihrer INRI in Richtung des Golgatha-Building. Das Golgatha war bekannt für seine Kreuzigungen. Sie ließen den armen Kerl ein strahlendes Kreuz aus Neonröhren schleppen. Die Neo-Römer waren eine Gruppe von Sadisten, deren Anführer Augustus Julius Nero III seit Jahren von der Datenpolizei gesucht wurde. Rohm musste nicht lange suchen, um die kleinen ElektroInsekten am Himmel zu entdecken. Sie würden Nero nicht aufspüren. Das hatten sie bisher noch nie getan. Warum sollte er sich bei einer schnöden Kreuzigung sehen lassen? Verhaftungen brachten nichts, weil die Neo-Römer dafür bekannt waren, nichts zu verraten. Sie bissen sich in Gewahrsam einfach die Zungen ab. Das waren treue Soldaten. Dem Wahnsinn und ihrem Anführer verfallen. Was sollte man mit denen also anfangen. Die ElektroInsekten würden sie auf ihrem Heimweg begleiten, würde jeden Bewegung filmen, nur um sie dann beim Campen beobachten zu müssen. Die Neo-Römer waren nämlich auch noch besessene Camper. Sie bauten die besten Wohnwagen der Stadt. Die Leute liebten diese Dinger. IMEPERIUM. Ja, der Imperium war ein voller Erfolg gewesen. 17 Monate auf Platz 1 der Wohnwagenbestenliste. Das waren irre, treue Baumeister der Sonderklasse. Niemand verstand sich besser auf Chemietoiletten wie die Neo-Römer. Und da zogen sie hin. Sie zogen ihrem INRI die neunschwänzige Elektropeitsche über den Rücken. Rohm hörte ihre Rufe. „Lauf, Messias, lauf!“ Rohm schüttelte den Kopf, drückte seine Zigarette aus und ging wieder hinein. Ein ganz normaler Morgen in Mega-Therion.