28. September 2010, 5 Euro für ein Halleluja, 6.21 Uhr

Von Guidorohm

Herr F ist nervös, er weiß gar nicht, was er mit den 5 Euro anstellen soll, die da plötzlich aus dem Neuberechnungshimmel des Hartz-IV-Paradieses fallen sollen. 5 Euro schreit er seine Wand an, die, nachdem seine Frau ihn verließ, zum treuen Freund und Ansprechpartner wurde, 5 Euro, da könnten wir … Ja, er könnte die Wand ja mal auf einen Drink einladen, drüben bei Grabowskis Kiosk, auf der anderen Seite, so denkt er, lasse ich die Wand lieber hier, immerhin kommt der nächste Winter bald und so ein Abrissunternehmen kostet bestimmt auch einiges. Er könnte Wandschmuck kaufen, denn so ein Wandschmuck, überlegt Herr F, stände der Wand gut, bestimmt sogar, flüstert er, sonst hieße es ja nicht Wandschmuck. Er könnte einen Ring kaufen und um die Hand der Wand anhalten, du wirst langsam irre, sagt die Wand zu ihm, ich bin nur eine Wand, so etwas verstößt gegen den Anstand und die Sitten, sagt die Wand zu Herrn F, der sich in seinem Sessel sitzend wundert, warum die Wand plötzlich sprechen kann. Die 5 Euro müssen ihm die Sinne vernebelt haben, denn so eine frohe Botschaft hält keiner aus, denn eben warst du noch ein Nichts, ein Niemand, und plötzlich bist du Wer, ich könnte mir einen Buchstaben zu meinem F kaufen, denkt Herr F, dann wäre er Herr Fa oder Herr Fe, auch Herr Fz hört sich annehmbar an, denkt Herr F.
Eigentlich, da müssen wir doch einmal ehrlich mit Herrn F ins Gericht gehen, überfordert ihn die Erhöhung, da wäre es besser, es bliebe beim alten Auszahlungsbetrag, besser noch, man würde sogar diesen kürzen.
Denn laut neusten Berechnungen käme so ein Hartz-IV-Schmarotzer auch mit 3,95 Euro im Monat aus, das darf man alles nicht so eng sehen, immerhin sollen die sich wieder Arbeit suchen und nicht in Saus und Braus ihre Orgien feiern. Herr F las davon, aber 3,95 Euro fand er dann schon sehr wenig, bitte, sagte er, so 5 Euro bräuchte ich schon, es gibt da Ausgaben …
Sie sehen, man kann es Herrn F nie recht machen, bietet man ihm 3,95 Euro im Monat, murrt er, reißt die Hand auf und verlangt „fast“ das Doppelte.
Da soll man als Politiker nicht wütend werden, schimpft Doktor Z, der sich seit langer Zeit mit der Hartz-IV-Problematik beschäftigt. Er kann das ganze Gezeter um Armut in Deutschland nicht mehr hören, hier geht es keinem schlecht, nicht wahr mein Kind, sagt er zu Elke K, die ihn seit vier Jahren mit ihren ausgezeichneten Blow-Jobs bei Laune hält. Mhhh, murmelt Elke K und kaut weiter, sie kann froh um ihre Tätigkeit als Prostituierte sein, denn sonst würde es schlecht aussehen für sie und ihren fünfjährigen Sohn Jörg, der die Frucht einer Vergewaltigung ist. Was würde sie ohne die Prostitution machen? Am Ende müsste sie Hartz-IV beantragen und von Tütensuppen leben. Doktor Z tätschelt ihren Hinterkopf und stellt sich die guten alten Zeiten vor. Ja, diese Lager hatten etwas für sich. Und während der Doktor seinen Samen in den Hals der Elke K vergießt, sieht er sich bereits als Minister, denn der Doktor Z ist ehrgeizig und weiß, was das Volk so denkt, denn immerhin kommt er aus ihren Reihen. Ja, er ist einer von ihnen, einer, der sich durch die Mühlen eines Eliteinternats quälen musste, und das war nicht einfach. Er muss an sein monatliches Taschengeld zurück denken. 100 Mark im Monat. Mehr hatte er nicht. Und da beschweren die sich heute? Er kann die Welt nicht mehr verstehen, lässt Elke K aussteigen und steuert dann seinen Mercedes zur Villa am See. Hat er die Nutte eigentlich bezahlt? Stand sie deshalb mit erhobener Faust am Straßenrand? Er kann sich doch nicht um jede Kleinigkeit kümmern. Und beschenkte er sie nicht eben erst mit dem süßen Honig seines Hammers? Undank ist der Politiker Lohn, denkt Doktor Z.
Von all diesen Vorkommnissen ahnt Herr F nichts. Er sitzt in seinem Sessel, sieht seine Wand an, strahlt und überlegt noch immer, was er mit den 5 Euro nun anfangen könnte. Er fühlt sich gut. Er fühlt sich wie ein Gott und genau das werden ihm die Politiker noch austreiben.
Armer Herr F. Wenn die Zeiten etwas schlechter werden, dann wird er sich keinen Buchstaben dazu kaufen, nein, er wird das F auf dem freien Buchstabenmarkt anbieten müssen, ja, armer Herr, der sich dann nicht mal mehr sein F leisten kann, träum noch ein wenig und genieß die 5 Euro Erhöhung. Die nächste Neuberechnung kommt bestimmt.