28. März 2012, Wie man seinen Schlaf beobachtet, nebst Anmerkungen zur Sexualität der Kaffeebecher, 5.52 Uhr

Kaffee, Zigarette. Sicherlich, Sie haben Recht, wenn Sie sich beschweren und anmerken, die außerordentliche Qualität dieses Blog habe (besonders in den gestrigen Nachmittagsstunden) gelitten. Zahlreiche Mails trafen hier ein, die mich befragten, was ich da momentan treibe, ob ich denn der derart schändlich mein Talent an die Wand fahren wolle, ob man mich zu heiß gewaschen habe, ob man mich zukünftig mit Idiot anreden dürfe.
Ich kann Sie beruhigen, denn es war die Müdigkeit, die mich schier auffraß, die mir in den Gliedern hing, auch im Kopf, und die dort wie eine Giftschlange wirkte. Früh ging ich zu Bett, denn sie fehlte mir noch, die Stunde, die das Vaterland uns kürzlich erst stahl. War es denn überhaupt nur eine Stunde, denn mir und meinem Körper kam es vor, als würden Tage fehlen, ganze Jahre, am Ende, so erschöpft fiel ich ins Bett, könnte man mir auch ein ganzes Menschenleben gestohlen haben. Dort lag ich dann, die Augen in sich versunken, und sinnierte, weil man nie mit der Arbeit endet, über meinen neuen Roman. Ich saß bereits zum achtzehnten Mal in einem Taxi, denn dort beginnt mein neues Schauerstück. Eng war es, sehr eng, und damit kam ich nun gar nicht klar, denn ich war müde und lag doch eigentlich in meinem Bett und wollte vor allem schlafen. Eine Schwere, wohlbekannt, legte sich mir in die Beine, kroch in den Bauch, in den Oberkörper, der sich kurz nur bäumte, dann aber nachgab, aufgab. Und dann, ich konnte es kaum fassen, schlief und schlief ich nicht, denn ich konnte mich beim Schlafen nicht nur spüren, sondern auch hören, mein Atem war mir unangenehm. Wie eine Dampflok, die wartend im Bahnhof verharrt, spie ich Dampf und zuckelte auf der Stelle; es gab kein Fortkommen von dort, denn ich lag ja im Bett, ich armer Narr. Also musste ich zu den Bildern im Taxi fliehen (s.o.), denn hier an dieser Stelle konnte ich nicht verbleiben, ich war mir peinlich. Es gibt Augenblicke, da kommt man kaum mit sich aus. Türen klapperten, ein Pfiff ertönte, ein Schuss, alles dies musste draußen in der Wirklichkeit geschehen, aber ich kam nicht aus der Starre, die mir die Beobachtung meines eigenen Schlafs aufzwängte.
Die Nacht ist überstanden, ich habe sie – dann irgendwann – ohne mich verleben dürfen, so wie man es von einem gesunden Schlaf verlangt. Der Kaffeebecher steht wie ein treuer Soldat an meiner Seite, den linken Arm stemmt er verwegen in die Seite. Eine Haltung, die man von Kaffeebechern kennt, die hauptsächlich andere Kaffeebecher bevorzugen, wenn Sie wissen, was ich meine. Vielleicht sollte ich einmal etwas über die sexuellen Bedürfnisse von Kaffeebechern schreiben. Dieser hier sagt nichts, er steht stumm da, in sich den Kaffee, der sein Blut und mein Lebenselixier ist. Man muss ja zu sich kommen, muss wach sein, damit die Qualität, die wir ja eingangs bemängelten, sich baldigst wieder steigert. Denn dazu sind wir doch hier, der Kaffeebecher und ich, die sich stets aufs Neue vornehmen, der deutschen Literatur ein Bein zu stellen. Aber dafür muss unser selbiges, wir haben uns verstanden, erst wieder richtig fit und vor allem bei sich sein. Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen wachen Mittwoch. Und grüßen Sie mir Ihren Kaffeebecher.



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