Man spricht von der größten Brennstoffzellenzug-Flotte der Welt - diese Mitteilung gab der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) Ende Mai bekannt. Die angefertigte Flotte des französischen Zugherstellers Alstom besteht aus 27 Zügen des Modells Cordia iLint, die von fahma, einer Tochterfirma des RMV, betrieben werden. Dabei wird die Lieferung der Züge zum Fahrplanwechsel 2022/2023 erwartet.
Das Einsatzgebiet besteht aus vier Linien im Taunus, die bisher noch nicht elektrifiziert wurden bzw. noch mit Dieselzügen betrieben werden. Der hessische Verkehrsminister, Tarek Al-Wazir, zeigt sich euphorisch gegenüber der klimafreundlichen Neuerungen und sichert dem Projekt Unterstützung zu:
„Auf Hessens Schienen sind heute noch vielerorts Dieselfahrzeuge unterwegs, weil Oberleitungen fehlen. Der Brennstoffzellen-Antrieb ist dabei eine schnell umsetzbare Alternative zur Elektrifizierung. Der Verkehr ist in Hessen für ein Drittel der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Wasserdampf statt Dieselruß ist deshalb ein spannender Ansatz. Wir werden das Projekt weiter tatkräftig unterstützen und uns dafür einsetzen, dass die nötigen Anpassungen an der Schieneninfrastruktur rund um die Wasserstofftankstelle in Höchst schnell voranschreiten."
Das Leuchtturmprojekt umfasst ein Auftragsvolumen von 500 Millionen Euro
Darin enthalten sind neben der Lieferung auch die Versorgung mit Wasserstoff, sowie die Instandhaltung der Züge und das Vorhalten von Reservekapazitäten für die nächsten 25 Jahre. Die Züge sollen schließlich auf dem Gelände des Industriepark Höchst betankt werden. Hierfür kooperiert Alstom mit der infraserv GmbH & Co. Höchst KG, einem Chemie- und Pharmaindustriestandort in Frankfurt am Main. Dort befindet sich schon seit 2006 eine Wasserstofftankstelle.
Weitere Innovationen des Fahrzeugtyps Cordia iLint lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- saubere Energieumwandlung
- flexible Energiespeicherung in Batterien
- intelligentes Management von Antriebskraft und verfügbarer Energie
- Fahrerassistenzsysteme
- Gezielt entwickelt für den Einsatz auf nichtelektrifizierten Strecken
Die Ausstattung
- Fahrgastinformationssysteme über Monitore mit Echtzeitinformationen
- Platz für Fahrräder, Rollstühle und Kinderwagen
- kostenloses WLAN
- 160 Sitzplätze
Die weltweit erste Wasserstoff-Zug-Flotte
Bei dieser Bestellung handelt es sich allerdings nicht um den ersten deutschen Auftraggeber: Die weltweit ersten beiden Wasserstoffzüge sind bereits in Niedersachsen in der Elbe-Weser-Region seit September 2018 in Betrieb. Daher orderte auch die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) weitere 14 Züge ab 2021.
Der parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hoffe zudem, dass viele weitere Projekte in Deutschland diesem Beispiel folgen werden.
Bilder (alle Rechte vorbehalten): Alstom