27-S Chaos: Wer steht für was?

Von Almabu

Bei einem Plebiszit spricht man sich für eine von zwei Optionen aus und beantwortet eine einfache, klar und schlüssig formulierte Frage mit „JA“ oder mit „NEIN“. Scheinbar eine klare Sache?

Zur vorgezogenen Autonomiewahl in Katalonien am 27. September treten aber 7 verschiedene Formationen zur Wahl an.

WER will eigentlich WAS und WIE will er es WANN erreichen? Sicher ist nur, dass Artur Mas die katastrophale Bilanz seiner bisher drei verkürzten Amtszeiten um jeden Preis verschleiern will. Es soll nicht um den Sozialstaat, die Arbeitslosigkeit, die Erziehung, nicht um Inhalte gehen am 27-S, sondern nur die eigentlich belanglose Frage des FÜR oder WIDER der Abspaltung von Spanien, die ohnehin außerhalb seiner Kompetenzen liegt und die faktisch von der ganzen Welt abgelehnt wird. Dazu soll der Wähler die Katze im Sack kaufen und NICHT vor der Wahl erfahren, WER hinterher eigentlich genau Präsident werden soll. Es sei nicht schriftlich festgelegt, gäbe aber Absprachen, so heisst es! Alle Beteiligten reden da wild durcheinander, was die Sache allerdings schlussendlich nicht klarer macht..

Bevor ich darauf näher eingehe, möchte ich auf einige interessante Aspekte einer METROSCOPIA-Umfrage für EL PAÍS von Ende Juli eingehen. Ich gehe im Folgenden nur auf die Aussagen der Katalanen ein und lasse die Spanier außen vor:

Halten Sie eine Unabhängigkeit Kataloniens kurz- oder mittelfristig für möglich?
Nur ein Drittel der Katalanen, 32% (die Hardcore-Separatisten!) halten eine Unabhängigkeit Kataloniens kurz- oder mittelfristig für möglich. Zwei Drittel, 62% halten dies für unmöglich oder äußerst unwahrscheinlich.

Halten Sie eine Einigung mit Spanien noch für möglich, die den Bruch zwischen Katalonien und dem Rest Spaniens verhindert?
37%, ein starkes Drittel glaubt dies, 60%, weniger als zwei Drittel glauben dies nicht. Der Pessimismus überwiegt also…

Wenn Katalonien sich am Ende unabhängig von Spanien macht, dann glauben
39% daß dies schlecht für Katalonien sei.
47% daß dies gut für Katalonien sei.

Glauben Sie, daß Mariano Rajoy bisher in dieser Sache richtig gehandelt hat?
83% der Katalanen sagen NEIN! Das sind weit mehr als es Separatisten gibt. Das ist praktisch Konsens in Katalonien!
13% der Katalanen finden daß Rajoy angemessen reagiert hat.

Glauben Sie, daß Artur Mas das Thema richtig behandelt hat?
59% der Katalanen finden, daß Artur Mas die Sache FALSCH angegangen ist!
36% Finden, daß Artur Mas das richtig gemacht hat. Das berühmte CAT-SEP-Drittel…
Artur Mas ist selbst bei einer Mehrheit der Katalanen umstritten!

Wären Sie damit einverstanden, wenn Spanien sich in eine Föderation wandelt um den Autonomien mehr Kompetenzen zu geben und Katalonien damit einen Ausweg aus der verfahrenen Lage zu geben?
54% wären mit dieser Lösung einverstanden,
35% wären dies nicht (Das Separatisten-Drittel halt!)

Haben Katalonien oder andere Regionen und Autonomien Spaniens das Recht EINSEITIG darüber zu entscheiden, ob sie Teil Spaniens bleiben wollen?

55% finden das zutreffend
44% lehnen dieses Ansinnen ab!

WER WILL NUN EIGENTLICH WAS AM 27-S ?

Liste JUNTS PEL SÍ:
CDC und ERC oder Mas und Junqueras verstecken sich hinter einer wilden Liste von Persönlichkeiten um dann am 28. September hervor zu springen und laut „Indepèndencia“ zu rufen! Die wollen sie dann binnen 8 Monaten herstellen, können sich aber bisher nicht einmal darauf einigen wer Präsident beim Übergang werden soll. Eine Mogelpackung würde man das normalerweise nennen und das ist typisch Artur Mas..

CATALUNYA SÍ QUE ES POT:
Lluis Rabell ist die wahre linke Basis-Alternative unter den CAT-SEP’s, die nicht nur über die Unabhängigkeit sondern über ALLE Catalunya betreffenden Fragen linke Politik durchsetzen wollen.

PSC unter Miquel Iceta steht mit dem Rücken zur Wand. Wollen keine Unabhängigkeit Catalunyas, aber ein föderales Modell Spaniens, dass Catalunya mehr Kompetenz gibt und seine Besonderheit spiegelt.

PP steht noch schlimmer da als die PSC und hat deshalb alles auf einen Führungswechsel zum fremdenfeindlichen Rechten Xavier García Albiol, dem ehemaligen Bürgermeister von Badalona, gesetzt. Sie will natürlich keine Unabhängigkeit und stellt vage eine Verfassungsreform im kommenden Jahr in Aussicht ohne zu präzisieren worin diese bestehen soll.

CIUTADANS unter der erst 33-jährigen Inés Arrimadas (aus Cádiz, Andalusien) sieht sich als erste Kraft der Gegner einer Abspaltung und fordert die PSC und die PP zu einer Spanien-Koalition unter Leitung der C’s auf!

CUP unter Antonio Baños ist nach CDC und ERC die dritte Separatisten-Partei, die allerdings nicht in deren Liste antritt. Sein Programm: Er will gewinnen, dann Ungehorsam sein und dann konstruktiv. Wie die CUP als linke Partei Artur Mas zum Präsidenten machen will, das erschließt sich mir nicht…

UNIÓ Ramon Espadaler. Will zunächst erstmals seit 37 Jahren ohne im Bündnis CiU antretend, den Einzug ins Parlament schaffen und strebt NICHT die Unabhängigkeit von Spanien an.

Im Prinzip könnten theoretisch nach der Wahl auch zwei Koalitionen pro und contra Unabhängigkeit gebildet werden aus CDC, ERC und CUP als PRO-Koalition oder aus PP, PSC und C’s als CONTRA-Koalition.