27. Edith Sitwell

Edith Sitwell, die heute vor 125 Jahren geboren wurde, war eine der originellsten Gestalten der britischen Avantgarde. In ihrer Lyrik beeinflusst von den französischen Symbolisten, begann sie in den 20er-Jahren gemeinsam mit ihren Brüdern zu experimentieren und verblüffte das Publikum mit ausgefallenen Auftritten. Nicht weniger aufsehenerregend war die exzentrische Erscheinung der adligen Dame, und gefürchtet war ihre spitze Zunge, mit der sie unerbittlich gegen ihre Feinde zu Felde zog.

“Façade”, “By the Lake”

“Dead, the leaves that like asses’ears hung on the trees
When last we wandered and squandered joy here”

Übersetzung:
“Tote Blätter hingen wie Eselsohren an den Bäumen
Als zuletzt wir hier uns in Freude versäumten”

(…)

Façade: Jodelling Song

“We bear velvet cream,
Green and babyish
Small leaves seem; each stream
Horses’ tails that swish”

Übersetzung
“Rahm ist hier wie Samt
Grün und kinderweich
Das Blätterdach; der Bach
Wie ein Pferdeschweif”

Walzer, Polka, Kinderreim, aus 21 solcher Nummern besteht das Werk Façade, das 1922 in London uraufgeführt wurde. Die Dichterin stand dabei hinter einem Vorhang und rezitierte ihre Verse durch ein Megafon. Das Publikum buhte, aber der Auftritt machte Edith Sitwell bekannt.

/ Eva Pfister, DLR



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