Thórdarson ist unter den verkrachten Geistesaristokraten ein König. Seit sein Gedicht «Nacht» in einer Literaturzeitschrift gedruckt wurde, hält der weltfremde Gymnasiast sich für ein Genie. In der Liebe ist er dagegen noch ein Anfänger, der für seine angebetete Hulda nur platonisch zu schwärmen wagt.
Der Träumer kehrt ernüchtert aus Akureyri zurück: Sehnsucht ist ohnmächtiges Selbstmitleid, das Gerede von reiner Liebe weinerliches Dichtergewäsch. Die Weiber, so lernt er, wollen, wenn sie im Dunkeln zittern, keine Gedichte hören, sondern im Nacken gestreichelt oder noch ganz anders angefasst werden. / Martin Halter, baz
Thórbergur Thórdarson, «Islands Adel», Fischer 2011. ISBN: 978-3-10-078023-2, ca. 35 Franken.