Für den 72-jährigen Hemmericher ist die Tradition des Beierns mehr als eine Aneinanderreihung von rhythmischen Reimen, es ist eine Form der „rheinischen Bauernlyrik“ oder eine Gebrauchs- oder Volkslyrik, wie er es nennt. Damit seien die Beiersprüche eine „farbenfrohe Literaturgattung“, die so gleichbedeutend sei mit Kirchen-, Karnevals- oder -Volksliedern. Hier spiegelten sich oft Spott und Hohn gegen die Obrigkeit wider, soziale Missstände oder Rivalitäten zwischen den einzelnen Ortschaften werden in den kurzen prägnanten Versen thematisiert. So heißt es in einem Spruch aus Dersdorf beispielsweise übersetzt vom Vorgebirgsplatt ins Hochdeutsche: „Der Kaplan von Kardorf, der mag keinen Spargel. Der Kostverächter. Der Kostverächter“. Die Hemmericher meinten einst: „Die Kardorfer Leute haben Flöhe am Rücken und stinken wie die Ziegenböcke“. / Schaufenster Bonn