27. Aufwartungen im Gehäus

Nach fast fünfzehn Jahren der planvollen Abwesenheit meldet sich Ulrich Zieger mit seinen „Aufwar­tungen im Gehäus“ zurück. Und seine Beschwö­rung einer bibli­schen Urszene, die in der lyrischen Adres­sierung „an den Vater von Sem“ anklingt, nimmt ein Motiv aus „Große beruhigte Körper“ wieder auf. Dort gibt es ein Gedicht, in dem ein im späten Mittel­alter ausgestorbener Vogel, die Dronte, ins Leere fliegt und dabei von einem Engel begleitet wird. Diesen Flug ins Leere scheinen auch die beiden „turtel­tauben“ des vorliegenden Gedichts zu absol­vieren. Dass diese beiden Turtel­tauben offenbar verletzt und blutig ihren Flug über den Köpfen vollziehen, darf man wohl als apokalyp­tisches Zeichen verstehen. / Michael Braun, Poetenladen

Ulrich Zieger, geboren 1961 in Döbeln, lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Montpellier und Berlin. Sein Gedicht ist dem Band Aufwartungen im Gehäus entnommen, der in der Edition Rugerup (Berlin/Hörby, Schweden 2011) erschienen ist.



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