Ich bin du.
Du schreibst von nun an über dein Leben. Du untersuchst es wie einen toten Körper. Du schneidest mit dem Skalpell. Du siehst nach, was sich unter der Haut verbirgt. Du betrachtest die Innereien.
Vielleicht.
Vielleicht auch nicht.
Alles bleibt in der Schwebe.
Ich bin du. Und du bist ich.
Wo anfangen?
Beim Gedanken, der sich jetzt in diesem Moment in deiner vorderen Schläfe manifestiert.
Du hast heute Bescheid bekommen. Karten sind eingetroffen. Ansichtskarten, die du und Seraphe im Januar aus der Türkei geschickt habt.
Die Karten befanden sich auf Abwegen.
Vielleicht wurden sie von der türkischen Polizei – gar dem Geheimdienst – untersucht. Man wollte hinter den Sinn der Worte kommen.
Schöne Grüße aus der Türkei. Es gefällt uns hier.
Man verstand es als Hohn. Als einen satirischen Angriff auf antidemokratische Bestrebungen.
Vielleicht.
Vielleicht auch nicht.
Vielleicht hat die Karten ein übereifriger Briefträger aufbewahrt. Er befürchtete, sie könnten verloren gehen. Ein Briefträger, der seine Post liebt, der sie hortet, säckeweise, der sie hortete, bis sie ihm auf die Spur kamen.
Die Polizei traf ein und überraschte ihn beim Verkehr mit einem zehnseitigen Brief.
Schweinerei, riefen sie.
Das schrien sie nicht. So etwas entstammt einer deutschen Kehle.
Ich bin du. Und du bist ich.
Du bist zurück. Plötzlich. Ohne Vorwarnung. Kein Kaffee. Keine Zigaretten.
Rauchst du?
Natürlich rauchst du. Ich kann es riechen. Der Rauch hängt in deinen Haaren. Ein unsichtbares Netz, das dich verrät.
Du bist der, den es bereits schon gab. Du trägst jetzt nur eine andere Maske.
Du schreibst, während die Seraphe hinter dir sitzt und zockt. Sie sitzt am Laptop und gibt sich ihrer Spielsucht hin.
Vielleicht.
Vielleicht auch nicht.
Alles bleibt in der Schwebe.
Ihr werdet euch heute Abend noch einen Film ansehen.
The Killer inside me.
Wirst du uns davon berichten?
Du sagst: Vielleicht!
Du sagst: Vielleicht auch nicht!
Du sagst: Wir sind hier in der Pathologie.