26. November 2010, Mörder, 5.52 Uhr

Der Vater trommelt unruhig einen Wirbel auf die Lehne des Sessels. Er unterbricht sich, seufzt, beugt sich vor, greift nach den Zigaretten. Er hält die Packung einen Augenblick unschlüssig in der Hand, überlegt, dann

(Die Hand schlägt zu, sie ist keine Hand mehr, sie ist eine Faust, die Faust donnert die Mutter zu Boden, die sich dort windet, schreit, tobt, heult, während die riesenhafte Gestalt des Vaters das Zimmer verschattet, der Junge möchte in diesem Schatten verschwinden, unsichtbar werden, oder aber selbst zu einem Riesen werden, einem noch größeren Riesen, der den Vaterriesen mit seinem Daumen zermalmt.)

legt er sie wieder zurück. Er blinzelt aufgeregt. Sagt: „Ich habe das Schwein schon vor langer Zeit enterbt. Das ist nicht mein Sohn. Er ist ein Tier. Sie sollten ihn töten.“ Der Vater schüttelt den Kopf. Es wirkt mechanisch. Er wird langsamer. Hält inne. Sieht direkt in die Kamera. Sagt: „Ich muss mir nichts vorwerfen. Ich habe keinen Fehler gemacht. Ich habe mich bemüht.

(Das Vatertier kriecht auf allen Vieren durch den Flur, seine Augen glänzen, die Zähne sind Reißzähne, der Junge hat es gesehen, er ist in sein Zimmer geflüchtet, liegt unter dem Bett, horcht in die Nacht hinein, er kann das Knurren des Tieres hören, das Tier hat die Witterung aufgenommen, es wird kommen, es wird ihn finden, weil es ihn noch immer gefunden hat, es wird ihn reißen, er wird zum Tier werden müssen, zum noch schlimmeren Tier, denn sonst wird er in diesem Dschungel nicht überleben, er kann den Nachtvogel hören, der von jenseits des Flusses keucht und Blut spuckt, seine Mutter ist ein Nachtvogel, der das Fliegen lernen sollte, er sollte es lernen, denn sonst werden sie alle in diesem Dschungel sterben.)

Der Vater bittet die Journalisten zu gehen. Er hat nichts mehr über seinen Sohn zu sagen. „Ein Monster!“ „Der ist es nicht wert, dass man ihn am Leben lässt.“ Sein Atem stinkt nach Bier. Er begleitet seine Gäste zur Tür. „Genug, genug“, winkt er ab. Der Fotograf knipst rasch noch letzte Bilder. Dann schiebt der Vater sie zur Tür hinaus. Er bleibt noch einen Augenblick vor der geschlossenen Tür stehen. Die Knie sind leicht nach vorne gestreckt. Er fühlt sich wie ein Stürzender. Seit Jahren. Er will nicht mehr. Er kann nicht mehr. Er könnte aus dem Fenster springen. Er denkt darüber nach. Dann schlurft er in die Küche. Er holt sich aus dem Kühlschrank eine Flasche Bier. Trinkt hastig. Er denkt nicht zurück. Niemals. Seine Vergangenheit besteht aus dunklen Flecken. Er schreitet in die Schatten seiner Wohnung zurück.



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