Über 4000 Menschen sollen es gewesen sein, die im März vor 100 Jahren seinem Sarg folgten, in dem man ihn zunächst aufgebahrt hatte, mit langem weißem Bart. Auf dem katholischen Friedhof von Linden an der Ruhr, das damals noch nicht zu Bochum gehörte, drängten sich die Menschen. Dabei musste Heinrich Kämpchen bis zuletzt von kümmerlichen 40 Mark im Monat leben – ein Knappschaftsarzt, der seine Gedichte schätzte, hatte ihn zum Berg-Invaliden geschrieben, als Kämpchen im ganzen Revier keine Arbeit mehr fand, weil ihn die Zechenbarone auf einer „Schwarzen Liste“ führten, nachdem er auf der Zeche Hasenwinkel einen Streik organisiert hatte. Er bekam Anfahrverbot auf Lebenszeit – und Zeit für jene Gedichte, die ihn weit über seinen Tod hinaus berühmt machen sollten als ersten Literaten der Arbeitswelt. Und als einen, der nicht nur über sie schrieb, sondern auch aus ihr kam. / Jens Dirksen, westen.de
Auf die Bergmannsfrauen dichtete er ein “Loblied”: “Statt zu weinen und zu jammern und ans Bitten sich zu klammern, haben sie mit Heldenmute sich begeistert für das Gute, für die Knappen im Gefechte, sprachen Hohn dem feigen Knechte. Wie die Weiber der Germanen standen sie zu unseren Fahnen, ließen sich nicht schrecken, irren und durch Gleisnerworte kirren – nein, sie führten noch die Schwachen, halfen mahnen, halfen wachen. Darum Ehre diesen Frauen, die mit uns die Zukunft bauen, unsern Kindern es schon lehren, sich des Druckes zu erwehren und, will man sie niederringen, Sieg durch Taten zu erzwingen.” (Aus dem Gedicht “Den Tapferen Frauen”, erschienen in der “Bergarbeiterzeitung” am 25.2.1905) / Rote Fahne