Drangvolle Enge: Masthühner
Der umstrittene Geflügelschlachthof in Wietze, im Landkreis Celle, darf gebaut werden. Das Staatliche Gewerbeaufsichtsamt Lüneburg hat gestern die Genehmigung für die Errichtung und den Betrieb erteilt. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte befürchtet einen weiteren Boom von Mastanlagen.
Der Betreiber, die Celler Frischgeflügel GmbH, kann nach der Genehmigung zukünftig in zwei Schlachtlinien pro Woche über 2,5 Millionen Hähnchen schlachten. Dies entspricht 27.000 Tieren pro Stunde. Dies wäre die größte derartige Anlage in Europa.
»Wir sind empört, dass dieser hochsubventionierte Mega-Schlachthof genehmigt wurde. Es handelt sich hierbei um eine industrielle Anlage, die den Boom der intensiven Tiermast noch weiter vorantreiben wird. Dies geht auf Kosten der Tiere und der Menschen in der Region«, so Dr. Kurt Simons, Vorsitzender des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte.
Bürger hatten sich im Vorfeld massiv gegen den Schlachthof zur Wehr gesetzt. Umwelt- und Tierschützer besetzten den Bauplatz. Ohne Erfolg: Einen Bürgerentscheid gegen den Großschlachthof lehnte der Verwaltungsausschuss der Gemeinde im Juni aus formalen Gründen ab. Um den Schlachthof auszulasten, müssen neue Mastanlagen entstehen. Neuesten Angaben zufolge sind bis zu 400 Mastställe geplant, die im Umkreis von 100 Kilometern entstehen sollen. Befürchtet werden außerdem massive Lärm- und Umweltbelastungen sowie ein hoher Wasserverbrauch, der Folgen für die Landwirtschaft und Trinkwasserversorgung der Umgebung haben könnte.
Bei der Haltung und Züchtung von Masthühnern hat die stärkste Intensivierung in der Nutztierhaltung stattgefunden. Über 400 Millionen Masthühner werden jährlich allein in Deutschland erzeugt, Tendenz steigend. Die auf Turbowachstum gezüchteten Hühner werden schon mit etwa fünf Wochen geschlachtet. Knochen, Herz und Lunge können mit dem extremen Fleischzuwachs nicht mithalten. Dazu kommt die hohe Besatzdichte. Die einseitige Zucht und die drangvolle Enge führen zu schweren Krankheiten, Verletzungen und Verhaltensstörungen. 12 Millionen Masthühnchen sterben jedes Jahr in Deutschland schon während der Mast.
Verantwortung für diese Fehlentwicklung tragen nach Ansicht des Bundesverbandes die Politiker, da sie die tierquälerische Haltung der Masthühner legalisiert hätten. Erst im Juni vergangenen Jahres habe der Bundesrat gesetzlich bindende Vorgaben zur Masthühnerhaltung beschlossen, wonach gegen Ende der Mast bis zu 25 Hühner auf einen Quadratmeter gehalten werden dürfen. »Der Verbraucher hat es in der Hand, solches Tierleid zu beenden, indem er diese Qualprodukte nicht mehr kauft. Eine gesunde und genussvolle Lebensweise ist heute ohne tierliche Produkte möglich. Es ist auch im Sinne des Klimaschutzes und der Verteilungsgerechtigkeit unbedingt notwendig, neue Wege in der Ernährung zu gehen«, so Simons.
Film- und Fotomaterial, das die Zustände in Mastanlagen dokumentiert, liegt vor.
Informationen auch unter: www.masthuehner.de
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