25. Dezember 2010, Willkommen auf Tara, 9.20 Uhr

„Wie stellst du dir das vor?“
„Wir nennen deine Wohnung Tara. Im Wohnzimmer …“
„Da ist nicht aufgeräumt. Ich müsste erst mal …“
„Du sollst mir zuhören. Immerhin bezahle ich dich dafür.“
„Entschuldige.“
„Ich will dich als starken Aufseher. Du peitscht mich rüber auf die Baumwollfelder. Die liegen im Wohnzimmer. Verstanden?“
„Ich weiß nicht … – Wie lange soll das Ganze denn gehen?“
„Bis zum 1. Januar.“
„Das ist eine ziemlich lange Zeit.“
„Das dürfte für dich nicht so schlimm sein. Immerhin bist du der Aufseher.“
„Schon, aber …“
„Ich will deine Macht spüren. Jede Sekunde des Tages. Hast du mich verstanden? Verflucht! Sieh mich an, wenn ich mit dir spreche.“
„Tut mir leid.“
„Also, was will ich spüren?“
„Meine Macht.“
„Genau! Deine Macht! Du bist der Aufseher über diese Plantage. Du befiehlst über unzählige Sklaven. Du hasst uns. Du bespuckst uns. Du nimmst dir den Sex, wenn du ihn willst, denn du bist der verfluchte Gott über deren und mein Leben. Ich will, dass du mich morgens aus dem Heuballen schreist. Benutze abwertende üble Begriffe.“
„Soll ich das denn …“
„Verflucht! Warum stellst du dich so an. Benimmt sich etwa ein weißer Aufseher so? Nein!“
„Wir müssen alles festlegen. Ich will keinen Fehler begehen.“
„Ich will, dass du es mir mit deiner Reitpeitsche …, ich will, das du mich damit penetrierst, aber nicht zu oft, nur wenn ich dir ein Zeichen gebe.“
„Wie soll das Zeichen denn aussehen?“
„Ich …, warte … ich werde dir zublinzeln.“
„Wie denn zublinzeln? So oder so. Vielleicht auch so. Du musst die Augen schon etwas länger geschlossen halten, damit ich auch wirklich sicher sein kann, dass du jetzt …“
„Vergiss das Blinzeln. Hast du mich verstanden. Sieh mich an. Verflucht, sieh mich an, wenn ich mit dir rede. Vergiss das Blinzeln.“
„Ja, ja, ist ja gut. Aber wie soll das Zeichen nun aussehen? Du musst es mir sagen.“
„Ich überlege ja schon. Warte. Idiot.“
„Nenn mich nicht so!“
„Ist ja schon gut. – Hast du denn Urlaub eingereicht?“
„Das ist erledigt.“
„Gut, gut! Schlag mich nie zu heftig. Ich will bluten. Aber ich will nicht dieses verfluchte Haus zusammen schreien. Am Ende haben wir noch die Bullen hier stehen. – Stell dir das mal vor. Die Bullen mitten in unserem kleinen Südstaatentraum. Da stehen sie. Sehen uns an. Du als großer böser weißer Aufseher. Und ich als hilfloses Negermädchen, während du mich gerade mit Reitpeitsche penetrierst.“
„Hm. So lustig finde ich das gar nicht. Und was ist jetzt mit dem Zeichen?“
„Welches Zeichen, ach, dieses Zeichen. Ja. Ich könnte mit den Händen klatschen. Das ist gut. Ich klatsche viermal hintereinander in die Hände. Dann bin ich bereit.“
„Du musst jetzt aber gehen.“
„Warum? Was soll das? Ich dachte, ich bleibe gleich hier.“
„Meine Eltern kommen. Das habe ich dir erzählt. Meine Eltern kommen immer am ersten Weihnachtsfeiertag.“
„Fuck!“
„Du musst gehen!“
„Ich habe meine ganzen Sachen schon unten im Auto.“
„Komm heute Abend wieder.“
„Und wo soll ich hin?“
„Dreh ein paar Runden.“
„Ein paar Runden. Arschloch. Hast du mal raus gesehen. Die Straßen sind glatt, die sind arschglatt, mein Lieber. Ich werde noch einen Unfall bauen.“
„Das ist aber nun wirklich nicht mein Problem.“
„Ich kann mir das einfach nicht vorstellen.“
„Was denn?“
„Na, dich als Aufseher!“
„Keine Angst. Wenn es drauf ankommt, dann kann ich eine unbedingte Härte an den Tag legen.“
„Ich habe nicht mal deinen Schwanz gesehen. Ist er groß? Ist er klein? Was ist damit? Er sollte schon etwas einschüchternd auf mich wirken.“
„Das geht jetzt einfach zu weit. Du wirst ihn früh genug zu sehen bekommen.“
„Kann ich nicht mal einen kleinen Blick darauf werfen?“
„Jetzt nicht. Ich habe dir doch gesagt, dass meine Eltern jeden Moment kommen können. Und deshalb musst du jetzt auch gehen.“
„Ich gehe ja gleich. Sei doch nicht so unfreundlich. Etwas gastfreundlicher, bitte. Das werden dir deine Eltern doch beigebracht haben?“
„Vielleicht sollten wir die Sache abblasen.“
„Jetzt reg dich nur nicht auf. Ich will einfach hier bleiben.“
„Und ich habe dir erklärt, dass das nicht geht. Komm heute Abend wieder. Dann können wir los legen. Dann wird aus dieser kleinen Wohnung Tara. So, wie du es dir erträumst. Es wird perfekt werden. Aber jetzt musst du gehen. Du kommst nicht darum herum. Du musst gehen.“
„Und wenn ich deinen Eltern sage, ich wäre deine neue Freundin?“
„Dann wären sie ziemlich überrascht. Ich habe nämlich nie etwas von dir erzählt. Und ich telefoniere mit meiner Mutter jeden Tag. Sie würde es nicht glauben.“
„Du wolltest sie überraschen. Erzähl ihnen, du wolltest sie mit mir überraschen.“
„Und wenn sie uns dann zu sich einladen?“
„Dann haben wir eben wieder Schluss gemacht.“
„Das ist eine bescheuerte Idee. Und das weißt du auch.“
„Nein, das ist eine gute Idee. Glaub mir.“
„Fuck! Fuck! Fuck! Das sind sie …“
„Was ist jetzt?“
„Ich muss ihnen öffnen. Ich …“
„Ich bin einfach eine gute Bekannte.“
„Moment. – Hallo? Mama, ich mach auf!“
„Gute Bekannte?“
„Dann komm rein. Sag so wenig wie möglich. Hast du mich verstanden?“
„Ich werde ihnen von dir vorschwärmen.“
„Sei still, sie sind bereits auf der Treppe … Mama, Papa, da seid ihr ja endlich. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht. Darf ich vorstellen, das ist …, das ist Sarah. Wir … arbeiten zusammen.“
„Ja, das tun wir. Schön, Sie endlich einmal kennen zu lernen. Willkommen bei Ihrem Sohn. Willkommen auf Tara.“



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