Jedes Jahr aufs Neue beginnt für eine Vielzahl Berliner und Brandenburger Läufer die Saison mit dem traditionellen Britzer Garten Lauf, der am vergangenen Wochenende sein Jubiläum mit einem Teilnehmerrekord feierte. In den letzten 25 Jahren war einiges dabei – Schnee, eisige Kälte, Regen oder wie dieses Mal Frühlingsluft. Der Garten zeigte sich von seiner blühenden Seite und mehr als 700 Läufer und Walker begaben sich wahlweise über 5 und 10km auf die Strecke.
Passend zum Jubiläum gibt den Startschuss das Berliner Laufidol Ingo Sensburg, der drei Mal den Berlin Marathon gewonnen hat. Das schaffte bis jetzt kein anderer als Haile Gebrselassie. Aber als Sensburg vor Jahren das Läuferfeld dominierte und 1980 das letzte Mal als erster über die Ziellinie lief, ging der Lauf noch quer durch den Grunewald und hatte so gar nichts mit dem heutigen schnellen Straßenlauf zu tun.
Für den 25. Britzer Garten Lauf ging es wohl kaum perfekter – Sonne, grüne und blühende Wiesen und recht milde Temperaturen. Ja, für mich persönlich könnte es noch einen Ticken wärmer sein, aber für Anfang März hat das Wetter vermutlich das absolut Maximale herausgeholt.
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Die flüchtige frische Luft des Morgens wurde mit dem Start schnell zur Nebensache. Als mich der Knall mitten im Pulk der zahlreichen Laufwilligen aus der Ferne überraschte, galt es zunächst das Gequetsche des schmalen Startbereiches zu überwinden.
Während der ersten kleinen Runde von einem Kilometer braucht man gar nicht erst versuchen, irgendeine Pace anzuvisieren. Entweder man steckt zwischen langsameren Läufern fest oder man ist, wie ich dieses Mal, gefangen zwischen denen, die den Kilometer unter vier Minuten zurücklegen. Schadet zu Beginn irgendwie nicht wirklich, solange man Arme und Beine unter Kontrolle bringen kann. Das Feld zieht sich spätestens beim ersten Hügel etwas auseinander und schon kann man Ruhe in seinen Lauf bringen. Noch einmal einige schnelle Meter den Hang hinab, bevor man auf die zwei großen Runden geschickt wird.
Mein Ziel war recht fest gesetzt – ein harter Trainingswettkampf, der die intensive Trainingswoche mit einigen freien Tagen einläuten soll. Also nicht abschießen, sondern gezielt eine Pace versuchen zu halten, die momentan möglich scheint. Während mein Forerunner mich zwischen 4:15 und 4:20 pro Kilometer in die Schranken weist, laufe ich zeitweilig neben einem Herrn, der scheinbar Runtastic nutzt. Die freundliche Dame in seinem Telefon, sagt uns Kilometer für Kilometer alles lautstark an. Im Wahn glaube ich zunächst, es kommt aus den Lautsprechern des Gartens. Das wäre ein Service…
Meine müden Höhentrainings-Beine stellen sich bei den leichtesten Anhöhen an, als müssten sie den Grunewaldturm hoch. Sie fühlen sich bei jeder noch so kleinen Belastung an, als hätte ich bereits am Vortag einen Wettkampf gehabt. Entsprechend schnell wurde es richtig warm in meiner Kompressionswäsche. Zum Glück frischte hier und da immer mal wieder die Luft auf, während ich mich mit einer halbwegs konstanten Geschwindigkeit abmühe und die ersten Walker, die nur eine Runde zu laufen hatten, überrundete.
Besonders schön, bei dem nicht mehr ganz so familiären Lauf, ist die Atmosphäre des Britzer Gartens. Dort fand Mitte der achtziger Jahre die Bundesgartenschau in West Berlin statt. Mit etwas Glück kann man schon Anfang März bei diesem alljährlich stattfindenden Lauf die ersten Blumen auf den Wiesen sehen. Natürlich bei dem Wetter in diesem Jahr in ihrer vollen Pracht. Was Runde für Runde ein wenig von den Strapazen ablenkt. Genauso wie andere Triathleten, die mich kurz vor dem Ziel überholen und mir einen Daumen hoch zeigen. Können sicher nicht mich meinen, oder doch? Naja, immerhin hatte ich mich lange genug vor ihnen getummelt. Ich beharre aber auf meiner Pace und versuche erst gar nicht hastend dran zu bleiben. Aber dennoch motiviert es. Wir alle schaffen es irgendwie ins Ziel.
Das ist eben das Wunderbare an diesen Traditionsläufen. Man kann sich sicher sein, dass man hier und da ein bekanntes Gesicht bei diesem Treffen der Generationen erkennt. Hier läuft Mutti, die die restlichen Meter von der stolzen Tochter ins Ziel geleitet wird, neben den alten Hasen des Laufsports, die vermutlich seit Jahrzehnten mit dabei sind und am Berliner Läufercup teilnehmen. Mich überraschte deshalb und wegen der starken Beteiligung durch Vereinsläufer, dass ich es mit meiner Zeit von 42:55 noch unter die Top 10 der Damen geschafft habe und mir den ersten Platz meiner Altersklasse sichern konnte.
Wieder einmal ein gelungener Saisonstart, wenngleich ganz anders und weniger ambitioniert als in den vergangenen Jahren.
Getragen habe ich übrigens bei diesem Lauf den Asics Gel Super J33 (mehr zu diesem Schuh in einem kommenden Beitrag) zusammen mit meinem Lieblings Brooks Run Happy T-Shirt über mein Skins A400 Shirt mit passender Tights. Natürlich durfte bei diesem Traumwetter nicht mein Brooks Visor und die Julbo Brille fehlen.