25. Berliner Volkstriathlon

Von Eiswuerfelimschuh @eiswuerfelimsch

Anlässlich des Jubiläumstriathlons, der von den Weltraumjoggern ausgerichtet wurde, kamen am vergangenen Wochenende mehr als 600 Triathleten am Rande des Grunewaldes zusammen. Es galt 700m durch die Krumme Lanke zu schwimmen, 18km über den Kronprinzessinnenweg und der Havelchaussee hoch zum Grunewaldturm zurückzulegen und 5km um den See zu laufen.

Es gab mit Sicherheit noch keinen Triathlon, bei dem ich mehr gelächelt habe, trotz des Badeschlappendesasters und des Helmvorfalls. Spontan war ich Teil des Starterfeldes am 22. Juni. Die Zahl der Anmeldungen zum Jubiläumstriathlon war so groß, dass zwei Starts angeboten werden mussten – Samstag und Sonntag. Ein ganzes Wochenende stand also im Zeichen des Triathlons.  

Der Wecker klingelte um 4:30Uhr, der nötige Ernst fehlte mir natürlich auch bei so einem kurzen Wettkampf nicht. Ich wirbelte mit meinem Matcha Müsli und Grüntee durch die Gegend. Was sich eine Woche zuvor beim Berlin Ironman 70.3 so gut bewährt hatte, musste natürlich wiederholt werden. Eine knappe Stunde später, waren alle Sachen samt Rad verstaut und schon war ich auf dem Weg.

Noch bevor es losging, begann der Kampf – der Kampf gegen die Mücken. Ich belächelte es kurz, als ich von einigen kurz vor sechs hörte, dass wir es mit einer wahren Mückenplage zu tun haben würden und Autan zu jeder guten Wechselszone gehören sollte. Daran hatte ich bei meiner Vorbereitung nun wirklich nicht gedacht, obwohl ich mich so gern selbst in Seenähe und Wäldern aufhalte und über entsprechende Erfahrungen verfüge. Zappelnd bereitete ich meine Wechselzone im Schatten des Grunewaldes vor. Zwei Reihen Fahrradständer boten Platz für alle, wenn auch dicht an dicht. Meine große Tasche mit allem Zubehör passte gerade zwischen mein Rad und das des Nachbarn. Wir kamen also alle entsprechend schnell ins Gespräch. Links und rechts beides Triathlon-Neulinge, die allerlei Fragen hatten. Wie aufregend, ich erinnre mich an meinen ersten Triathlon, den ich vor drei Jahren absolvierte. Der gleiche Veranstalter hatte damals im August beim bekannten BerlinMan eine Sprintdistanz angeboten.

Plötzlich treffe ich noch bekannte Gesichter mit denen ich schon trainiert oder auch eine Woche zuvor die Mitteldistanz bestritten hatte. Hier und da gab es also noch ein Plausch bis es zur Wettkampfbesprechung ging. Von dort aus liefen wir in aller Ruhe, das zeichnet die kleinen Veranstaltungen aus, im Gänsemarsch das Seeufer entlang. Da es sich beim Schwimmen nicht um einen Rundkurs handelte, sondern um eine abzuschwimmende Gerade, müssen wir erst von der Wechselzone weglaufen, um wieder zu ihr zurückschwimmen zu können.

Mein zweites Paar Schläppchen ließ ich am Ausstieg, damit ich den Kieselstein-Waldweg nicht mit Jammern vom Schwimmausstieg zum Rad überbrücken muss. Ich Fuchs ich, denke ich bei mir, wusste aber nicht, dass mich diese Aktion noch mehrere Sekunden kosten würde. Ein kleiner Strand diente dem Wassereinstieg und im Gegensatz zur letzten Woche wäre ausreichend Zeit, um sich einzuschwimmen, den Neo zu fluten und was man sonst noch so vor einem Wettkampf so machen möchte.










Die Krumme Lanke ist nicht sehr groß, schon gar nicht breit. Deshalb verteilte sich das Starterfeld fast über den kompletten See. Ich begab mich nach ganz rechts außen und machte mich mit der ersten Welle der Damen und einigen älteren Herren auf den Weg.

Eine riesige gelbe Boje wartete am Schwimmziel, nicht zu übersehen. Wir werden den Weg im neuen Gewässer also finden. Falls sich doch jemand verschwimmen sollte, waren fünf Surfbretter mit Rettungsschwimmern unterwegs, die einen freundlich aber bestimmt die Bahn wiesen.

Das Spektakel spielte sich links ab, während unsere rechte Gruppe schnell auseinander riss und ich ganz allein, gemütlich versuchte das andere Ufer zu erreichen. Es schwamm sich gut, ich versuchte schnell zu sein. Die Arme etwas schwer von der Woche zuvor und dem Medizinballtraining. Wie ich nur wieder auf so eine Idee kam?!

Die Krumme Lanke ist klar, viel klarer als die Spree. Auch wenn mir Insider noch kurz vorher versichert haben, dass der Wassertest unseres Flusses nach dem Ironman 70.3 durchweg positiv ausgefallen war, schmeckte mir die Krumme Lanke besser. Ich bin eben ein Seemädchen. Vielleicht aber auch nur ein Gespinst, weil ich meine Hände und Arme so schön durch’s Wasser verfolgen konnte.

Irgendwie wurde ich immer einsamer, während mir die Morgensonne auf den schwarzen Neo brannte. Ich schwenkte ein wenig nach links, versuchte etwas schneller zu werden und ehe ich mich versah sind die 700m schon vorbei. Ein Herr stand vor mir im Wasser auf, nur wusste ich nicht, dass er so viel größer ist. Ich machte es ihm nach und schon versank ich ungewollt. Ein netter Helfer fischt mich raus.

Ein wirklich großer Unterschied zu den Massenveranstaltungen ist die Publikumsnähe. Im Schatten des Waldes stehen die Zuschauer dich an dich, während man aus dem glitzernden Wasser steigt. Geradezu episch und irgendwie in Zeitlupe nimmt man alles um sich herum wahr. Wir Triathleten sind nicht komplett abgeschottet in der Wechselszone und den Wegen dazwischen. Für das Publikum sicher viel schöner mitzuerleben, aber auch für uns Athleten sehr motivierend.









Weil es im Wasser so gemächlich zuging – nicht falsch verstehen, ich habe mich wirklich angestrengt – flitzte ich zu meinen bereit stehenden Latschen, sprang rein, das Publikum jubelte, rannte los, verlor einen, schlitterte mit dem anderen zurück und hielt mich am Geländer fest. Ich hörte nur, dass ich ihn liegen lassen soll. Auf keinen Fall! Es kommen doch fiese Steinchen. Hin und her, Latschen drehte sich, alles nass und glitschig. Irgendwann schaffte ich es, mich an beide Schuhe zu krallen und mit großen Schritten ging es endlich bergauf zur Wechselzone.

Benommen zerrte ich den Neo von mir herunter, setzte mit beschlagener Brille den Helm auf, der nicht zu schließen ging. Ich überlege, wo ich mein blödes Spray lassen sollte, dass ich unbedingt brauche. Die hohe Luftfeuchtigkeit im Wald, würde meiner Lunge sicher nicht gefallen. Aber statt meines Einteilers, der eine winzige Tasche hat, trug ich meinen Zweiteiler. Großer Fehler, wenn auch bequem. Die noch viel kleinere Minitasche im Innern der Hose reicht für ein halbes Taschentuch, aber nicht für dieses Monstrum. Gedankenverloren höre ich plötzlich, dass ich doch bitte erst einmal meinen Helm richtig herum aufsetzen sollte, bevor ich irgendwelchen anderen Dingen nachhänge. Problem erkannt, Augen gerollt, Spray ins Top verfrachtet, Schuhe an und losgestolpert über die Stuckersteine.







Kurz hinter den Ordnern stieg ich wie immer sachte auf mein Rad (ob es wohl Schulungen für das Aufspringen gibt?) und rattere los. Gut, wer auf der Internetseite ausführlich die Beschreibung gelesen hat oder bei der Besprechung zuhörte, wusste bescheid. Ich krallte mich an den Lenker, strampelt los, um irgendwie möglichst schnell und elegant die 900m Buckelpiste quer durch den Wald zu überwinden. Paris–Roubaix lässt grüßen. Was würden die Profis machen? Genau, sie würden auf dem sandigen Seitenstreifen fahren. Ich wählte die rechte Spur und raste einer anderen Fahrerin hinterher. Das Seewasser tropfte an uns herunter, während der Waldboden an uns hängen blieb. Schneller als erwartet fuhren wir den glatten Kronprinzessinnenweg an der Avus entlang.

Der Wendekreis war so klein, dass ich absteigen musste. Eigentlich ja eher, weil mein Rad so klein ist, dass sich bei einer solchen 180° Wende mein Vorder- mit dem Hinterrad vermutlich verkeilen würde und meine Beine wären mitten mang. Also klicke ich mich doch vorsichtshalber aus einer Pedale aus und drifte (ja, irgendetwas muss ja an dieser Aktion cool sein, auch wenn es nur das Wort ist) um die Kurve.

Etwas entfernt vor mir tauchte ein Athlet auf. Ich schaffte es nicht heranzufahren, war aber auch gut so. Auf der Strecke plötzlich einige Leute, die von nichts gewusst haben möchten und kreuz die quer über die Fahrbahn liefen. Er klingelte uns den Weg frei! Ich wusste zunächst gar nicht, wo das Geräusch her kam. Schon ewig nicht mehr gehört. Unter Rennradfahrern und Triathleten wohl auch eher unüblich.

Die ersten beiden Zuschauer nach sechs Kilometern – Vater mit Kind – sie jubelten mich allein an. Ich winkte zurück, so viel Zeit muss wieder sein. Einige Damen rasten mir entgegen, waren also schon auf dem Rückweg. Ich trat weiter mit schweren Beinen in die Pedale. Die letzte Woche hatte ich noch nicht weggesteckt. Es ging die Havelchaussee entlang, kleine Anstiege hoch, bis der Grunewaldturm, also der Willi vor uns auftaucht. Ich überholte mit einem Minigang einige, klickte mich aus, rutschte um die Kurve und schon ging es wieder bergab. Ich kämpfte mich ein paar Plätze nach vorn und zum Glück ging der Wechsel vom Rad zum Laufen um einiges schneller.








Ich glitt in meine Laufschuhe, dieses Mal barfuß. 5km würden ganz sicher so gehen. Griff mein Energiegel, das ich auch direkt 5km durch die Gegend trug. Verpflegung ist bei diesen Distanzen nicht wirklich nötig. Mein Körper lief auch so auf Hochtouren und war mit meinem Tee auf dem Rad mehr als zufrieden. Im Laufen mein Cap aufgesetzt und energisch an den Zuschauern vorbei gerauscht. Endlich wieder laufen! Großartig, ein tolles Gefühl. Die Beine waren hoch erfreut und eine lockere 4:30er Pace schien mir nach dem letzten längeren Wettkampf angemessen. Ohne auf die Uhr zu schauen, pendelte ich mich ein und freute mich einfach nur, dass es so super lief. Ich überholte hier und da. Die Strecke am See durch den Wald auf ebenen Wegen ein Traum. Kurz vor dem Ende der erste Runde hörte ich jemanden der Weltraumjogger rufen, dass es bis zu den anderen Mädels nicht mehr weit wäre. Ich wurde etwas schneller und lief mich in der Rangfolge der Damen immer weiter nach vorn, bis ich als vierte in 1:18:35 ins Ziel kam.











Achim Achilles begrüßte jeden Finisher über die Lautsprecher. Ich erhalte mein Finisher Shirt und schwatzte direkt mit dem ein oder anderen über diesen großartigen Lauf beim wirklich besten Finisher Buffet - geschnipseltes Obst, aber nicht nur die üblichen Verdächtigen wie Apfel und Banane sondern auch Melone. Wer mag bekommt auch reichhaltig Kuchen, gern auch selbst gebacken vom Triathlonnachwuchs.

Die Siegerehrung mit Erdinger Alkoholfrei, was sonst, lässt nicht lange auf sich warten, aber leider werden die Sieger auch zu Verlierern. Da es ein Volkstriathlon ist und bleiben soll, sich auch wirklich jeder in dieser Sportart versuchen soll ohne von Profis eingeschüchtert zu werden, dürfen Gewinner nicht wieder an den Start gehen. Zum Glück hole ich nur den AK Sieg.

Eine großartige Veranstaltung, die mir wieder einmal gezeigt hat, dass das Üben von Wechselszenerien wichtig ist und kleine Triathlons genauso viel Spaß bereiten können, wie große! Vielen Dank an die Weltraumjogger, dass ich dabei sein konnte.