Rolf-Bernhard Essig ist Literaturwissenschaftler und hat sich bereits in mehreren Büchern Gedanken über Redensarten gemacht. Der Bayerische Rundfunk hat ihn deshalb auch als "Sprichwortpapst" bezeichnet.
Vor wenigen Wochen ist sein neuestes Buch erschienen. In Hand aufs Herz spürt Essig Redensarten nach, die sich auf unseren Körper beziehen und erklärt ihre Bedeutung und Herkunft. Da geht es um Arme und Beine, den Kopf mit seinen Bestandteilen, den Rumpf, die inneren Organe, die Haut, die Nerven und - ja - auch die Körperausscheidungen. Über 500 von Redewendungen stellt Essig vor und sorgt mit so mancher Erläuterung für eine Überraschung:
Wenn jemand sagt, dass ihm plötzlich etwas klar wird und ihm "wie Schuppen von den Augen fällt", dann geht das auf die biblische Figur Saul (oder Saulus) zurück. Der Verfolger der Christen erblindete plötzlich in Damaskus, nachdem er ein helles Licht gesehen und Jesus' Stimme gehört hatte. In Damaskus wurde er drei Tage später vom Jünger Hananias wieder sehend gemacht. In der Apostelgeschichte 9, 18 heißt es: "Sofort fiel es wie Schuppen von seinen Augen und er sah wieder".
Wer jemandem absolut vertraut, würde wohl für ihn "seine Hand ins Feuer legen". Für diese Redewendung bietet Essig gleich zwei mögliche Erklärungen an: Im Mittelalter waren Gottesurteile ein beliebtes Verfahren, um die Schuld oder Unschuld eines Menschen herauszufinden. Gern ließ man die Verdächtigen bei der Feuerprobe eine Hand in ein Feuer halten. Die Unschuld war erwiesen, wenn die Hand nicht oder nur wenig verletzt wurde. Auch für jemanden zu bürgen, war auf diese Weise möglich. So hatte man ruckzuck ein Urteil ohne langes Gerede, denn wer konnte schon mehr wissen als Gott der Allmächtige, der oben im Himmel den Daumen hob oder senkte?
Die zweite Erklärung ist ein richtiges "Männer-können-so-tapfer-sein"-Ding: Der Etruskerkönig Lars Porsenna soll 508 v. Chr. Rom belagert haben. Der Römer Gaius Mucius schlich sich mit dem Plan, Porsenna zu töten, in das Lager der Etrusker. Doch er kam nicht weit: Man nahm ihn gefangen und Porsenna fragte Mucius, ob alle Römer so mutig seien. Als Antwort legte der Gefangene seine rechte Hand in ein Kohlebecken und ließ sie verbrennen, ohne einen Mucks von sich zu geben. DAS sind wahre Heldensagen.
So haben weder Saulus (der zu Paulus wurde) noch Mucius ihre Köpfe in den Sand gesteckt, sondern das Herz in die Hand genommen. An ihnen hat sich vielleicht mancher die Zähne ausgebissen, aber sie haben die Nerven behalten. Doch sie haben bestimmt Blut und Wasser geschwitzt.
Hand aufs Herz ist im Dudenverlag erschienen und als Taschenbuch für 10 Euro erhältlich.
Vor wenigen Wochen ist sein neuestes Buch erschienen. In Hand aufs Herz spürt Essig Redensarten nach, die sich auf unseren Körper beziehen und erklärt ihre Bedeutung und Herkunft. Da geht es um Arme und Beine, den Kopf mit seinen Bestandteilen, den Rumpf, die inneren Organe, die Haut, die Nerven und - ja - auch die Körperausscheidungen. Über 500 von Redewendungen stellt Essig vor und sorgt mit so mancher Erläuterung für eine Überraschung:
Wenn jemand sagt, dass ihm plötzlich etwas klar wird und ihm "wie Schuppen von den Augen fällt", dann geht das auf die biblische Figur Saul (oder Saulus) zurück. Der Verfolger der Christen erblindete plötzlich in Damaskus, nachdem er ein helles Licht gesehen und Jesus' Stimme gehört hatte. In Damaskus wurde er drei Tage später vom Jünger Hananias wieder sehend gemacht. In der Apostelgeschichte 9, 18 heißt es: "Sofort fiel es wie Schuppen von seinen Augen und er sah wieder".
Wer jemandem absolut vertraut, würde wohl für ihn "seine Hand ins Feuer legen". Für diese Redewendung bietet Essig gleich zwei mögliche Erklärungen an: Im Mittelalter waren Gottesurteile ein beliebtes Verfahren, um die Schuld oder Unschuld eines Menschen herauszufinden. Gern ließ man die Verdächtigen bei der Feuerprobe eine Hand in ein Feuer halten. Die Unschuld war erwiesen, wenn die Hand nicht oder nur wenig verletzt wurde. Auch für jemanden zu bürgen, war auf diese Weise möglich. So hatte man ruckzuck ein Urteil ohne langes Gerede, denn wer konnte schon mehr wissen als Gott der Allmächtige, der oben im Himmel den Daumen hob oder senkte?
Die zweite Erklärung ist ein richtiges "Männer-können-so-tapfer-sein"-Ding: Der Etruskerkönig Lars Porsenna soll 508 v. Chr. Rom belagert haben. Der Römer Gaius Mucius schlich sich mit dem Plan, Porsenna zu töten, in das Lager der Etrusker. Doch er kam nicht weit: Man nahm ihn gefangen und Porsenna fragte Mucius, ob alle Römer so mutig seien. Als Antwort legte der Gefangene seine rechte Hand in ein Kohlebecken und ließ sie verbrennen, ohne einen Mucks von sich zu geben. DAS sind wahre Heldensagen.
So haben weder Saulus (der zu Paulus wurde) noch Mucius ihre Köpfe in den Sand gesteckt, sondern das Herz in die Hand genommen. An ihnen hat sich vielleicht mancher die Zähne ausgebissen, aber sie haben die Nerven behalten. Doch sie haben bestimmt Blut und Wasser geschwitzt.
Hand aufs Herz ist im Dudenverlag erschienen und als Taschenbuch für 10 Euro erhältlich.