Und damit kommen wir zum letzten Teil unserer Le Mans Vorschau, in dem wir mit der LMP1 befassen.
Toyota, Audi oder Porsche? Wer wird am Ende die Nase ganz vorne haben? Eine Frage die man nur schwer beantworten kann. Eins kann man jedoch sagen: Es wird so spannend in der LMP1 werden, wie schon lange nicht mehr. Erstmalig seit 1999 sind wieder drei Hersteller werksseitig am Start und zwar absolut auf Augenhöhe. Und das Bemerkenswerte dabei ist, dass alle drei Hersteller auf ein völlig anderes Konzept gesetzt haben.
LMP1-H
Beginnen wir mit dem Titelverteidiger Audi. Audi setzt als einziger der drei Hersteller weiterhin auf ein Diesel Aggregat. Im Winter testeten die Ingolstädter eine neue Wärmeenergierückgewinnung, welche aber schon bei den Testfahrten größere Probleme breitete, weshalb man nun wieder auf die altbekannte Variante in der 2-MJ Klasse setzt.
Dadurch das sich Audi für die kleine 2-MJ Klasse entschieden hat, dürfen sie mehr Treibstoff verbrennen, als die Konkurrenz, doch wirklich was gebracht hat es bisher nicht. In Sachen Topspeed und Beschleunigung konnte der R18 bisher nicht mit den Prototypen von Toyota und Porsche mithalten, was aber auch daran liegen könnte, dass man bei Audi die Karten noch nicht ganz aufgedeckt hat. Die Stärken des Audi R18 sind wie gewohnt die Kurven. Hier geht der Wagen richtig gut, was man auch an den guten Sektorzeiten beim Testtag und auch in der Qualifikation sehen konnte.
Audi hat aber einen Nachteil: Die Ingolstädter kommen wohl nur 13 Runden weit, während Toyota und Porsche wohl 14 Runden Stints fahren können. Das ist ein Nachteil den Audi damit ausgleichen will, indem man bis zu vier Stints auf einem Satz Reifen absolviert. Im Fahrerlager machte sogar das Gerücht die Runde, dass Audi plant gar fünf oder sechs Stints zu fahren, aber ob das geht darf angezweifelt werden.
Wie üblich tritt Audi in Le Mans mit drei Wagen an. Die Startnummer 1 wird gesteuert von Lucas di Grassi, Tom Kristensen und Marc Gene. Marc Gene wurde nachträglich nominiert, nachdem Loic Duval nach dem schweren Crash nicht starten darf. Das Duval nun fehlt schmerzt natürlich, auch wenn Marc Gene ein guter Ersatzmann ist, aber den Speed des Franzosen hat er nicht. Der zweite Audi wird pilotiert von Marcel Fässler, André Lotterer und Benoit Treluyer. Dieser sollte vom Papier her nun der am stärksten besetzte Wagen sein. Im dritten Audi setzt man auf die „Jugend“ mit Marco Bonanomi, Filipe Albuquerque und Oliver Jarvis.
Toyota
Und damit kommen wir zu Toyota, die bisher eine perfekte Saison hatten. Keine technischen Probleme, die ersten beiden Läufe der WEC Saison locker gewonnen. Was will man mehr? Genau, endlich den Le Mans Sieg und in diesem Jahr dürften die Chancen so groß sein, wie noch nie. Toyota geht definitiv als das Team in das Rennen, welches man schlagen muss, wenn man die 24 Stunden von Le Mans gewinnen möchte. Auch wenn die Konkurrenz natürlich nicht so weit weg ist, hat Toyota definitiv die Nase vorne.
Bei den Japanern setzt man weiterhin auf einen acht Zylinder Benzin-Saugmotor in V-Konfiguration. Die diesjährige Konfiguration des Motors verfügt allerdings über 3,7 l statt 3,4 l Hubraum. Beim Hybridantrieb setzten die Japaner weiterhin auf den Superkondensator und man hat sich wie auch Porsche für die 6-MJ Klasse entschieden. Das Zusammenspiel zwischen den Antriebseinheiten des TS040 funktioniert hervorragend, sodass der Wagen bis zu 1000PS bei vollem Einsatz beim Herausbeschleunigen aus der Kurven bringen soll. Und das System funktioniert nicht nur sensationell gut, es ist auch standfest. Denn anders als Porsche und Audi hatten die Japaner bisher keinerlei technische Probleme, was man auch erstmal schaffen muss.
Bei der Besetzung gibt es keine Änderungen. Am Steuer der Startnummer 7 sitzen Alexander Wurz, Stephane Sarrazin und Kazuki Nakajima, während die Startnummer 8 von Anthony Davidson, Nicolas Lapierre und Sébastien Buemi pilotiert wird. Beide Fahrerpaarungen sind ziemlich gut, weshalb man beide auch auf der Rechnung haben muss.
Porsche
Das Porsche in der ersten Saison gleich so stark sein würde, war dann doch für viele eine Überraschung. In Silverstone sah man schon gut aus und in Spa hat man mit der Poleposition und auch einem starken Rennverlauf die Ambitionen angemeldet. Leider hat der 919 Hybrid aber ein Problem und das ist die Standfestigkeit. Porsche hatte bisher bei beiden WEC Läufen mit massiven technischen Problemen zu kämpfen und so kann man natürlich nichts gewinnen.
Porsche tritt auch in der 6-MJ Klasse an, geht beim Hybridsystem einen anderen Weg. Porsche hat sich für die Batterie-Variante entschieden. Diese wollte damals schon Peugeot benutzen, naja also bevor man den Stecker zog. Dieses System hat allerdings einen Nachteil und der ist das Gewicht. Daher hat man sich für einen kleinen Motor entschieden. Einen V4 Turbomotor mit 2,0 l Hubraum.
Am Steuer der beiden Porsche 919 Hybrid sitzen Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb (#14) sowie Timo Bernhard, Mark Webber und Brendon Hartley (#20).
Vom Speed her kann Porsche durchaus mithalten. Die große Frage ist eben die Zuverlässigkeit und da man auch im bisherigen Verlauf des Trainings und der Qualifikationen wieder Probleme hatte, wird es für Porsche wohl schwer werden, mit Audi und Toyota um den Gesamtsieg zu kämpfen. Das wäre bei aller Liebe im Comeback Jahr auch etwas viel verlangt.
LMP1-L
Zum Schluss werfen wir noch einen Blick auf die LMP1-L Klasse. Diese Klasse ist für alle privat eingesetzten Wagen. Diese dürfen auf einen Hybridantrieb verzichten. Doch gut besetzt ist diese Klasse nicht, denn sie besteht derzeit nur aus Rebellion. Das Lotus Team von Colin Kolles musste seine Nennung zurückziehen, da man mit dem neuen Wagen nicht fertig wurde. Dieser wurde allerdings im Rahmen der 24 Stunden von Le Mans präsentiert und soll beim WEC Lauf in Austin sein Debut feiern.
Der neue Rebellion R-One ist ein brandneuer Prototyp, welcher in Spa sein Debut feierte, weshalb das sechs Stunden Rennen für das Schweizer Team mehr eine Testfahrt als ein Rennen war. Man kämpfte mit vielen technischen Problemen, was aber auch kein Wunder ist, bei der ersten Ausfahrt eines komplett neuen Wagens. Der Rückstand auf die Werksteams ist natürlich immens, auch wenn der ACO nach dem Testtag noch einige Zugeständnisse gemacht hat in Sachen BoP, nachdem der Rückstand mehr als acht Sekunden betrug. Viel gebracht hat dies jedoch nicht und um auf das Podium zu kommen, müssen sie ohnehin auf Ausfälle der Werksteams hoffen. Aus eigener Kraft ist dies schier unmöglich.
Zwei R-One werden auch bei den 24 Stunden von Le Mans zu sehen sein. Am Steuer der Startnummer 12 sitzen Nicolas Prost, Nick Heidfeld und Mathias Beche, während die Startnummer 13 von Dominik Kraihamer, Andrea Belicchi und Fabio Leimer pilotiert wird.
Es ist also angerichtet! Die 24 Stunden von Le Mans können kommen und mit More Than Racing seid ihr immer auf dem aktuellen Stand der Dinge. Wie schon in den letzten beiden Jahren, bieten wir euch auch in diesem Jahr wieder unseren Liveticker an. Zudem habt ihr die Möglichkeit in unserem Chat das Rennen mit uns und anderen Usern zu verfolgen.