Er versorgte Berlin aus der Luft: Lucius D. Clay. Am 24. Juni 1948 (heute vor 65 Jahren) wachen die Westberliner als sowjetische Gefangene auf. Der Kreml hat angeordnet, alle Zufahrtswege nach Westberlin zu sperren. Vorausgegangen war ein Streit ums liebe Geld. In den drei westlichen Besatzungszonen hatten die Alliierten eine Währungsreform ins Werk gesetzt (die Einführung der D-Mark), die im Osten auf wenig Gegenliebe gestoßen war. Jetzt zeigt Moskau Muskeln und wagt einen Vorstoß, sich das ganze Berlin einzuverleiben. Die Blockade Berlins kommt einer Belagerung gleich. Gewaltsame Lösungen will der Westen nicht bemühen, das Risiko eines neuen Krieges um des gerade geschlagenen Deutschlands willen ist zu groß. Und doch ist es die Stunde des Kriegers Clay, die nun schlägt. Geboren 1897 als Sohn des US-Senators von Georgia hat Clay eine Karriere als Armeeingenieur und -logistiker durchlaufen: Er hat Schiffahrtsstraßen und Häfen auf den Philippinen ebenso gebaut wie den Red-River-Staudamm in Tennessee. Im Krieg leistete er in bestechend kurzer Zeit den Wiederaufbau des französischen Hafens von Cherbourg (nach der alliierten Invasion 1944). Viel Zeit bleibt auch jetzt nicht, da Clay als Militärgouverneur der amerikanischen Besatzungszone und Befehlshaber der US-Landstreitkräfte in Europa Verantwortung für den einstigen Gegner trägt, denn die über zwei Millionen Westberliner sind auf Lebensmittel und Medikamente von außen angewiesen. Quasi über Nacht organisiert Clay eine Luftbrücke. Im Drei-Minuten-Takt landen die so genannten "Rosinenbomber" in Berlin-Tempelhof, um die Eingeschlossenen mit dem Nötigsten zu versorgen (siehe Clip). Die Berliner jubeln dem US-General zu und auch Clay schließt die Berliner ins Herz. So ist er es ist es, der zwei Jahre später in den USA Spenden für eine Freiheitsglocke nach amerikanischem Vorbild (Liberty Bell) sammelt, die er den Westberlinern überbringt - zusammen mit einer von 16 Millionen Amerikanern unterschriebenen Unabhängigkeitserklärung. Clay ist es auch, der nach dem Mauerbau vor Ort den Schulterschluss sucht und Solidarität zeigt. Berlin wird seinen Ehrenbürger Lucius D. Clay, der 1978 gestorben ist, nicht vergessen.