Als Sohn eines Griechen und einer Schweizerin wurde er in Genf geboren, im Jahr 1917, und in der Rhonestadt hat er als Schriftsteller gelebt und gearbeitet bis zuletzt. Jeden Tag sass Georges Haldas im Café und schrieb in seinen Notizheften oder diskutierte mit Freunden, die fest damit rechnen konnten, ihn dort anzutreffen. Er war Lyriker, vor allem in seinen Anfängen, und veröffentlichte ein gutes Dutzend Gedichtbände, etwa «Cantique de l’Aube» (1942), «Chants de la Nuit» (1952) oder «La Blessure essentielle» (1990). / Martin Zingg, NZZ 1.11.
23. Juni 2010, Neue Zürcher Zeitung:
Poetischer Chronist
«Orte» widmet sich Georges Haldas
Martin Zingg ⋅ Unter den Autoren der Romandie ist er ohne Zweifel eine singuläre Erscheinung, inzwischen über neunzig Jahre alt: Georges Haldas. Seine Gedichte und «Chroniques» haben ihn bekannt gemacht, darunter die berührende Familiengeschichte «Boulevard des Philosophes». In den vergangenen Jahren hat er vor allem Notate publiziert, in seinen «Carnets», von denen inzwischen über ein Dutzend vorliegt. Dem Lyriker und poetischen Chronisten Haldas widmet die Literaturzeitschrift «Orte» nun ihre jüngste Nummer, mit einem anregenden und informativen Querschnitt durch sein Werk, von 1942, als «Cantique de l’aube» erschien, bis 2000, dem Erscheinungsjahr der «Poésie complète», eines über 900 Seiten starken Wälzers. Haldas sei ein «Dichter des Wesentlichen», heisst es einmal in dieser sympathischen und verdienstvollen Werkschau, die sich den Facetten seiner überaus aufmerksamen Wirklichkeitsbeobachtung widmet.